Rund eine Million Gazellen der Art Procapra guttu rosa durchstreifen die mongolische Steppe, mal in Herden von 200.000 Tieren, mal in Kleingruppen, dann wieder allein. Eine von ihnen – sicher nicht die Einzige, aber die Einzige, von der wir es wissen – hat dabei binnen fünf Jahren mehr als 18.000 Kilometer zurückgelegt, das entspricht fast einer halben Erdumrundung. Forschende vom Senckenberg-Zentrum Biodiversität und Klima in Frankfurt haben ihre eindrucksvolle Reise im Fachblatt „Ecology“ detailliert beschrieben.
Bereits im Oktober 2014 hatte Nandintsetseg Dejid mit ihrem Team das weibliche Tier mit einem solarbetriebenen GPS-Halsband versehen, das stündlich die Position aufzeichnete – und viel länger hielt als bei den 14 weiteren besenderten Gazellen. „Die Reise war nicht nur aufgrund ihrer Distanz außergewöhnlich“, erklärt Ökologin Dejid, „sondern auch, weil sich die Gazelle häufig über Hunderte Kilometer in unbekannte Regionen wagte.“ Mongolische Gazellen unternehmen nicht wie viele andere Tier arten saisonale Wanderungen auf festen Routen. Ihre Migration ist unvorhersehbar: Sie leben nomadisch.