Wegweiser

Fabian Höffner

„Des einen Müll ist des anderen Schatz.“
Fabian Höffner

Umverteilung mit Kreislaufeffekt

Fabian Höffner konnte damals nur mit dem Kopf schütteln. Neben seinem Kommunikationsstudium jobbte er beim Messebau – und erlebte dort, wie Materialien wie Holz, Metall, Molton oder Teppich nach wenigen Tagen im Müll landeten. Zur selben Zeit engagierte er sich bei Non-Profit-Kulturveranstaltungen, die genau solche Wertstoffe gut gebrauchen konnten. „Wie kann das sein?“, fragte sich der 33-Jährige. „Ökologisch und sozial ein Desaster.“

Zusammen mit AnneSophie Müller und Lukas Binner gründete er 2018 die Initiative Trash Galore in Leipzig. Das Motto: Des einen Müll ist des anderen Schatz. Die drei vermitteln Reste von Veranstaltungen an kulturelle und soziale Einrichtungen. So konnte etwa ein kleines Festival die rosa MultiplexPlatten eines Messestandes in Ökoklos verwandeln. Bauern nutzten ausrangierte PVCBanner, um ihre Felder vor der Witterung zu schützen.

Mittlerweile arbeiten sieben Leute bei Trash Galore, dazu freie Mitarbeitende in ganz Deutschland, etwa fürs Beladen und Fahren der Lkws. Seit der Gründung haben sie über 250 Tonnen Material vor dem Müll gerettet, mehr als hundert Tonnen CO2 eingespart und über 150 Projekte mit kostenlosen Baustoffen unterstützt. „Der schönste Teil des Jobs ist es, Leute zu beschenken“, sagt Höffner. Für ihren Service bezahlen die Firmen, deren Ressourcen sie verwenden – in der Regel mehr als für die klassische Entsorgung. Dafür erhalten die Unternehmen einen Nachweis, den sie in ihren Nachhaltigkeitsberichte anführen können. Besser wäre es natürlich, von vornherein Material zu sparen und es selbst wiederzuverwenden. Höffner findet es wichtig, dass Konzerne überhaupt irgendwo beginnen. „Wir wollen nicht beim Greenwashing helfen“, sagt er. „Und gemeinnützige Projekte so zu unterstützen, ist ja sinnvoll.“ Mit einigen Firmen würde er jedoch nicht zusammenarbeiten – wie Amazon oder Nestlé.

Trash Galore kämpft für einen achtsamen Umgang mit Ressourcen. Um eine richtige Kreislaufwirtschaft zu etablieren, müsse sich nicht nur die Wirtschaft verändern, sondern die Gesellschaft: Warum nicht Haushaltsgeräte und Werkzeug mieten oder teilen? Daher plant das Team ein eigenes Haus als zirkuläres Zentrum in Leipzig, mit Lagerflächen, Werkstätten und viel Raum zum Experimentieren, in dem Kreislaufwirtschaft greifbar werden soll. In Zukunft will Trash Galore Firmen beraten, wie Messeauftritte nachhaltig gehen. Und nicht nur am Ende ansetzen, wenn die Stände abgebaut werden.

Fabian Höffner