Auf der „Triennale der Photographie Hamburg“ ist Ökologie eines der zentralen Themen. Wir zeigen an ausgewählten Werken der Einführungsausstellung „Enter“ und des Umweltschwerpunkts „Escape“, wie sich Fragen zu Natur und Nachhaltigkeit künstlerisch verarbeiten lassen. Die beiden Ausstellungen sind noch bis zum 17. Juni in Hamburg zu sehen.

Unter dem Motto „Breaking Point. Searching for Change“ startete vergangene Woche die Triennale in Hamburg. Als Auftakt unserer Artikelreihe zu dem Fotofestival erzählte der Kurator Krzysztof Candrowicz im Interview, warum er glaubt, dass bei der Umweltzerstörung der Breaking Point bereits erreicht ist – und wie die Kunst beim Wandel helfen kann. Da es dabei vor allem um Fotografien und weniger um Worte geht, zeigen wir ausgewählte Werke aus verschiedenen Ausstellungen. Den Anfang machen die beiden Schwerpunkte „Enter“ und „Escape“, welche nur bis zum 17. Juni in Hamburg zu sehen sind. Welchen Bezug ihre Werke zu Umweltfragen haben, erzählen die Kuratoren und Künstler selbst.

ENTER

Klimawandel, Geflüchtetenbewegungen, Cyberattacken – „Enter“ setzt den visuellen Fokus auf globale Krisen und Umbrüche. Die Kuratoren und Künstler hinterfragen mit ihren Arbeiten gesellschaftliche Strukturen und deren Machtmissbrauch. „Wir sehen das Festival insgesamt als Ort für eine breite Debatte, in der aktuelle Verhaltensweisen diskutiert und herausgefordert werden können“, sagt Emma Bowkett, Kuratorin der Enter-Ausstellung. „Lucas Foglia, als einer der in ,Enter' ausgestellten Künstler, widmet sich in seinen Arbeiten einer komplexen und häufig unerwarteten Interaktion zwischen Mensch und Natur.“

Esme Swimming – von Lucas Foglia

„Die beiden ausgewählten Fotografien zeigen die Anpassung des Menschen an den Klimawandel. Sie sind positive Beispiele, wie die Menscheit auf die Notwendigkeit des Wandels reagiert. Das erste Bild ist eine Aufnahme aus Singapore, wo der ,Singapore Green Plan' die ,wilde' Natur zurück in den urbanen Raum trägt. Hier schwimmen die Grünflächen in Balkonpools, während in den Straßen darunter der Rushhour-Verkehr vorbeifließt“, so Foglia.

© Lucas Foglia. Courtesy of Michael Hoppen Gallery; Aufmacherbild: Lisa HoffmannEsme Swimming, Parkroyal on Pickering, Singapore
© Lucas Foglia. Courtesy of Michael Hoppen Gallery; Aufmacherbild: Lisa Hoffmann

Esme Swimming, Parkroyal on Pickering, Singapore

New Crop Varieties for Extreme Weather – von Lucas Foglia

„Neue Varianten von Trauben, Paprika und Brombeeren werden in der ,Agricultural Experiment Station' im Staate New York angebaut und getestet werden. Die Wissenschaftler liefern sich einen Wettlauf mit der Zeit, um gegen den Klimawandel resistente Arten zu züchten. Dafür kreuzen sie Kulturpflanzen mit ihren wilden Vorfahren und erzeugen sehr robuste Sorten, die Hitzewellen, Frost und Dürren überleben. Da sich unberechenbare Wetterphänomene häufen, brauchen Farmer Nutzpflanzen, die solche Belastungen aushalten“, sagt der Künstler.

© Lucas Foglia. Courtesy of Michael Hoppen GalleryNew Crop Varieties for Extreme Weather, Geneva Greenhouses, New York State Agricultural Experiment Station, New York
© Lucas Foglia. Courtesy of Michael Hoppen Gallery

New Crop Varieties for Extreme Weather, Geneva Greenhouses, New York State Agricultural Experiment Station, New York

ESCAPE

Parallel zu „Enter“ läuft die Ausstellung zum Umweltschwerpunkt „Escape“ im Museum für Völkerkunde Hamburg. Der Kurator Virgílio Ferreira will zusammen mit den ausgestellten Künstlern Umweltveränderungen und ökologische Notlagen künstlerisch verarbeiten und setzt an verschiedenen gesellschaftlichen Schnittstellen an. Das Spektrum reicht von utopischen und dystopischen Narrativen, den Auswirkungen menschlichen Handelns und der Beziehung von der Menschheit zu unserem Planeten bis hin zu ökologischem Ego- und Altruismus. „Ziel der Escape-Ausstellung war es, experimentelle und gesamtheitliche Projekte anzuregen. Wir wollen Politik mit Kunst, Fühlen mit Denken und Fotografie mit unterschiedlichen Aspekten von Kunst, Sozialwissenschaften und Umweltfragen zusammenbringen“, so Ferreira.

Besos: A Noble Ecosystem – von Duae Collective

„Unser Kunstprojekt zeigt Blätter, Erde, Steine und andere Materialien, die wir im Besòs-Fluss gefunden haben. Der Flusslauf trennt Barcelona von seinen Vororten und ist ein positives Beispiel dafür, wie Menschen ihre Städte lebens- und umweltfreundlicher gestalten können. War das Gewässer einst das am meisten verschmutzte in Europa, wird es heute als ökologische Ressource im urbanen Raum genutzt“, sagt Luna Coppola vom Künstlerkollektiv Duae Collective.

© Duae Collective (Luna Coppola and Silvia Campidelli)02 Collecting the Species / Besos: A Noble Ecosystem
© Duae Collective (Luna Coppola and Silvia Campidelli)

02 Collecting the Species / Besos: A Noble Ecosystem

Some star dust matter – von Lisa Hoffmann

„Meine Bilder sind nur auf den ersten Blick schön, denn wenn man genauer hinsieht, offenbaren sie die Absurdität und deformierte Realität, in der wir leben“, sagt die Künstlerin über ihr Werk. Wir zeigen ein Standbild von Hoffmanns Video-Installation „Some star dust matter”.

© Lisa HoffmannSome star dust matter
© Lisa Hoffmann

Some star dust matter

Die thematischen Schwerpunkte der Triennale sind in Befehle einer Computertastatur geordnet – also in Enter, Home, Control, Space, Shift, Return, Delete und Escape. Laut Kurator Candrowicz täuschen diese klassischen Computerbefehle uns Simplizität vor, wo Komplexität herrscht. Denn genauso wenig wie die digitale, sei die analoge Welt durch klar definierte Steueroptionen beherrschbar. Im Gegenteil: Alle gesellschaftlichen Bereiche sind miteinander verwoben. So wirken sich bestimmte politische Entscheidungen direkt auf unsere Umwelt aus und hängen wiederum von Lobbyismus und teils undurchsichtigen Wirtschaftsinteressen ab. Diesem komplexen Beziehungsgeflecht will das Ausstellungskonzept der Triennale gerecht werden.

Weitere Ausstellungen der 7. „Triennale der Photographie Hamburg“, die noch bis in den Spätsommer oder Herbst dieses Jahres laufen werden, stellen wir in den folgenden Wochen auf greenpeace-magazin.de vor, zu finden in der Rubrik „Aktuelles“

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