Bei keinem anderen Unternehmen stehen Reklame und traurige Realität in so krassem Kontrast wie beim Stromerzeuger RWE: Seit Jahren bombardiert Europas klimaschädlichster Konzern die Deutschen mit grünfärberischer Werbung.
Derzeit muss ein wuscheliger Hund, dem offenbar ein Ventilator ins Gesicht bläst, die Botschaft verkörpern, das Essener Unternehmen habe sich vom Saulus zum Paulus gewandelt. „Die klügste Art mit Gegenwind umzugehen?“, steht auf Anzeigen und Plakaten: „Ihn zu nutzen.“ Allerdings sitzt der Hund einfach nur da.
Nun kann man dem Essener Konzern nicht vorwerfen, er bewege sich gar nicht. Vor allem im Ausland investiert er Milliarden in erneuerbare Energien. In Deutschland dagegen hat RWE die Energiewende jahrzehntelang blockiert. 2019 stammte gerade einmal jede fünfte Kilowattstunde aus erneuerbaren Quellen. Unter den fünf größten CO2-Schleudern des Kontinents finden sich mit Neurath, Niederaußem und Weisweiler gleich drei RWE-Braunkohleklötze. Der Strommix ist schmutzig, die Werbewelt aber strahlt in himmelblau.
Von „peinlicher Öko-Propaganda“ schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung, als die „neue RWE“ 2019 ihre aktuelle Kampagne startete – mit dem Versprechen, „klimaneutral bis 2040“ zu werden. „Der Versorger tut nur das, was die Politik ihm vorschreibt, keinen Deut mehr“, stellte Helmut Bünder, Kommentator der wirtschaftsnahen Zeitung, trocken fest, da könne Vorstandschef Rolf Martin Schmitz „so viel Grün über das Unternehmenslogo pinseln, wie er will“. RWE werde „fleißig Kohle verbrennen, solange man den Konzern lässt“ – bis 2038 nämlich nach heutiger Planung, dem angepeilten Kohleausstiegsjahr.
Das Beharren der RWE-Spitze auf der schmutzigen Braunkohle hat fatale Folgen: Weitere fünf Dörfer mit mehr als 1500 Bewohnerinnen und Bewohnern sollen dem Tagebau Garzweiler II weichen. Das regionale Drama mit dem Segen von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat zugleich eine nationale und eine globale Dimension: Verfeuert RWE noch so viel Braunkohle wie geplant, wird Deutschland seinen Beitrag zum Pariser Klimaziel nicht erfüllen. Nimmt man dagegen die Verpflichtungen zum Klimaabkommen ernst und will die Chance wahren, dass die Erderhitzung gegenüber vorindustrieller Zeit unter 1,75 Grad Celsius bleibt, darf RWE noch maximal 280 Millionen Tonnen Braunkohle verheizen, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag von Greenpeace errechnet. Die Dörfer könnten gerettet werden.
Dass der Konzern – „der die Zeichen der Zeit jahrelang ignorierte, sich hartnäckig gegen die Energiewende stemmte und darüber vor einigen Jahren beinahe in den Abgrund gestürzt wäre“ (FAZ) – seine Werbemaschinerie immer wieder so penetrant nutzt, um Wahrheiten wie diese zu verschleiern und sich als geläuterter Ökoriese zu inszenieren, ist eine echte Zumutung. Wir muten der RWE deshalb eine neu betextete Windhund-Werbung zu – die „keine Anzeige“ im neuen Greenpeace Magazin.
In jedem Greenpeace Magazin zeigen wir auf der letzten Seite eine Fake-Werbeanzeige. Diese hier finden Sie in der Ausgabe 1.21 „Konsum“. Das Greenpeace Magazin erhalten Sie als Einzelheft in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel, alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!