In diesem Teil Afrikas gibt es entweder zu wenig davon oder viel zu viel. Während Länder wie Kenia oder Somalia unter verheerender Dürre leiden, setzt im Südsudan die Regenzeit seit Jahren immer früher und heftiger ein. Hunderttausende Menschen verlieren alles, was sie sich aufgebaut haben. Der von gewaltsamen Konflikten und Korruption geschüttelte Staat ist nicht in der Lage, die Felder und damit die Lebensgrundlagen von Millionen vor den Wassermassen zu schützen. Eine Fotoreportage aus der aktuellen Ausgabe 4.22 „Hunger und Flucht“ des Greenpeace Magazins

Wenn in den Flutzonen des Südsudans nachts Schüsse zu hören sind, kann das zwei Gründe haben: den immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Volksgruppen oder die Warnung vor dem Wasser. Seit Jahren wütet die Regenzeit in weiten Teilen des Landes heftiger und länger, die Schutzwälle um die Dörfer und Felder halten immer seltener stand. Wenn jemand bemerkt, dass einer der Dämme bricht, feuert er Warnschüsse ab, damit die Schlafenden sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. An Waffen mangelt es in dem afrikanischen Land wie in so vielen Krisenregionen der Welt eher nicht.

Wie unter einem Brennglas konzentrieren sich im Südsudan die großen Krisen unserer Zeit: ethnische Konflikte, die sich mit Kämpfen um Weideland, Vieh und andere Ressourcen verbinden, Kriminalität, Korruption auf höchster Ebene, die einhergeht mit einem unterentwickelten Gesundheits- und Bildungssystem. 75 Prozent der Kindersterblichkeit ist auf vermeidbare Krankheiten wie Malaria oder die Ruhr zurückzuführen. Im Durchschnitt gehen die Kinder fünf Jahre zur Schule, so kurz wie sonst nirgendwo. Immer noch kämpfen 19.000 Kindersoldaten, die Hälfte der 15- bis 19-jährigen Mädchen ist verheiratet.

Matthew Hollingworth, Länderdirektor des World Food Programme (WFP), erklärt: „In einem Land, das ohnehin schon so zerbrechlich ist, ist der Klimawandel einer der größten potenziellen destabilisierenden Faktoren.“ In der Rangliste der von der Klimakrise besonders gefährdeten Nationen zählt der Südsudan zu den ersten fünf. Für 2022 werden neue Rekordfluten prognostiziert – dabei ist das Wasser aus den vorherigen Überschwemmungen noch nicht mal abgeflossen. Ehemalige Straßen haben sich in Flüsse verwandelt. Viele Familien konnten ihre Felder seit drei Jahren nicht mehr mit Mais oder Sorghum bestellen. Und all dies vollzieht sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ländern wie Somalia oder Kenia, die wiederum von katastrophaler Dürre heimgesucht werden. Bis zu 28 Millionen Menschen in der Region sind laut der Hilfsorganisation Oxfam von einer akuten Hungersnot bedroht.

Ohne internationale Hilfe wird es der Südsudan nicht schaffen. Die Bundeswehrbeteiligung an der UNMISS (United Nations Mission in South Sudan) zur Befriedung des Landes wurde gerade erst bis 2023 verlängert. Das World Food Programme umfasst über die Lebensmittelnothilfe hinaus den Bau von Dämmen und die Sicherung bedrohter Infrastruktur, doch das Geld, das die internationale Gemeinschaft spendet, reicht hinten und vorne nicht. Für das erste Halbjahr schätzt das WFP den Finanzbedarf auf über 500 Millionen Euro. Mit großer Energie versuchen die Südsudanesen den widrigen Umständen zu trotzen. Hunderttausende haben ihre Heimat verlassen, um in höher gelegenen Regionen des Landes überleben zu können. In einigen Provinzen versuchen sich die Bewohner an die Herausforderungen anzupassen. Den Getreideanbau und die Viehzucht haben sie aufgegeben, jetzt wollen sie es mit Reis versuchen, der als Sumpfpflanze in stehendem Wasser und bei Wärme womöglich gedeihen kann.

In unserer Galerie zeigen wir die beeindruckenden Fotos des Briten Peter Caton.

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Schlaglicht Südsudan

Der Fluch des Wassers
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