Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschland war schon am 4. Mai dran, nun hält das amerikanische Global Footprint Network der ganzen Welt den ökologischen Spiegel vor: Ab heute lebt die Erdbevölkerung insgesamt mit Blick auf den Ressourcenverbrauch über ihre Verhältnisse. Für die Festlegung dieses Stichtags berechnet die Umweltorganisation, was die Natur ohne Verluste im Jahr produzieren und absorbieren kann – also Marker wie Rohstoffe, Trinkwasser, Nahrungsmittel, Müll oder eben CO2-Emissionen. Dann stellt sie diese Zahlen dem tatsächlichen Verbrauch gegenüber.

Idealerweise müsste der Erdüberlastungstag in den kommenden sieben Jahren jeweils um 19 Tage nach hinten verschoben werden. Sprecherin Amanda Diep sagt, allein mit einer Halbierung der weltweiten Lebensmittelabfälle wären bereits 13 Tage drin. Grundsätzlich sehen Experten bei jeglichen Einschränkungen aber vor allem den globalen Norden in der Pflicht. So fordert die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zum Beispiel, die unfairen Steuerausnahmen für den Luftverkehr zu streichen und mit dem Geld das europäische Bahnnetz massiv auszubauen.

Es berichtet der Spiegel. Wir starten in die Presseschau zur Wochenmitte – los geht’s!

„Wahre Preise“ bei Penny

Kommentar, 3 Minuten Lesezeit

Der Discounter Penny langt richtig zu: Die Packung Wiener Würstchen kostet plötzlich 6,01 statt 3,19 Euro, der Maasdamer Käse 4,84 statt vorher 2,49 Euro, und der Fruchtjoghurt 1,56 statt 1,19 Euro. Und die Tochter des Rewe-Konzerns macht auch noch Werbung damit. Eine Woche „wahre Preise“ kündigt sie auf der Homepage an – und erklärt auch, warum sie das tut: In den Preis fließt nun ein, was die Kunden bei Berücksichtigung der in der Produktion verursachten Umweltschäden eigentlich zahlen müssten. „In der praxisnahen Aufklärung liegt der Wert der Penny-Aktion“, kommentiert das Joachim Wille von den klimareportern°. „Zu Recht erfährt sie daher viel Aufmerksamkeit. Zudem ist sie mutig – gerade in Zeiten, in denen die allgemeine Inflation die Käufer an der Kasse ohnehin schockiert und weitere Aufschläge gerade von der Kundschaft eines Discounters kaum toleriert werden dürften, so gut sie auch begründet sein mögen“

Das Lützerath der Ägäis wird geräumt

Reportage, 3 Minuten Lesezeit

Das Widerstandscamp im türkischen Akbelen wurde vor gut zwei Jahren gegründet, um die Ausweitung des Braunkohleabbaus in den Hügeln entlang der Ägäisküste zu verhindern. Vier Dörfer, der Wald von Akbelen und jahrhundertealte Olivenhaine sollen verschwinden, damit sich die riesigen Abräumbagger der oberirdischen Kohlegruben weiter in die Landschaft fressen können. Doch dann rückt ein Polizei-Großaufgebot an, um das Camp zu umzingeln und gleichzeitig Hunderten ArbeiterInnen Deckung zu geben, die im Akkord vorrücken. Über Telefonketten mobilisierte Unterstützer wurden bereits Kilometer vor dem Camp aufgehalten. Auch die Handyverbindung zwischen den Aktivisten im Camp und ihren Mitstreitern ist durch elektronisches Störfeuer unterbrochen. Die Abholzung kann beginnen. Die taz berichtet vor Ort

Mysteriöses Objekt an australischer Küste ist wohl Weltraumschrott

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Es erinnert an eine überdimensionierte Waschtrommel: An einem Strand in Australien wurde im Juli ein Objekt angespült, dessen Herkunft zunächst unklar war. Nun will die australische Weltraumbehörde den Fall aufgeklärt haben. Demnach ist es höchstwahrscheinlich das Trümmerteil einer verbrauchten dritten Stufe eines Polar Satellite Launch Vehicle (PSLV). Die PSLV sei eine mittelschwere Trägerrakete, betrieben von der indischen Raumfahrtbehörde (ISRO). Man arbeite nun zusammen. Sollte die Behörde den Befund bestätigen, könnten weitere Schritte besprochen werden. Es gelte etwa, sich mit den „Verpflichtungen im Rahmen der Weltraumverträge der Vereinten Nationen“ auseinanderzusetzen. Darin steht unter anderem, dass die Nation, die eine Rakete startet, für eventuelle Schäden völkerrechtlich haftbar ist. Es berichtet der Spiegel

Wie schnell senkt Deutschland tatsächlich seine Emissionen?

Analyse, 5 Minuten Lesezeit

Die Bundesregierung plant, eine entscheidende Klausel des Klimagesetzes zu streichen. Diese hätte Ministerien dazu verpflichtet, die eigenen Emissionen deutlich zu reduzieren. Deutschland hat sich per Gesetz dazu verpflichtet, die Emission von Treibhausgasen bis Ende dieses Jahrzehnts um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Dabei gelten jährliche Ziele für alle Sektoren – Energie, Gebäude, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und Abfall. Auf Druck der marktliberalen FDP, die derzeit den Finanz- und den Verkehrsminister der Regierung stellen, hat das Bundeskabinett im Juni beschlossen, die Sektorziele aufzugeben und stattdessen nur das übergeordnete Ziel für 2030 anzusteuern. Damit können künftig fehlende Reduktionen in einzelnen Bereichen durch mehr Ambitionen anderswo ausgeglichen werden. Die Deutsche Welle analysiert, was bisher erreicht wurde und welche Sektoren hinterherhinken

Ab in die Botanik: Schilf mir!

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Mit Schilf bewachsene Abschnitte im Flachwasser oder in Ufernähe – sogenannte Röhrichte – bieten allerlei Vögeln, Fischen, Amphibien und Insekten einen einzigartigen Lebensraum und reinigen mit ihren Wurzeln nebenbei das Seewasser. Außerdem schützen sie das Ufer vor Erosion, indem sie auflaufenden Wellen die Energie entziehen. Schon deswegen sollte man sich als Badegast von den wertvollen Biodiversitätsstandorten tunlichst fernhalten. Doch von wegen. Seit Jahrzehnten stirbt das Schilf in den europäischen Seen; die Röhrichtgürtel gehen immer weiter zurück. Und vor allem das am weitesten verbreitete Schilfrohr (Phragmites australis), das wie alle anderen Röhrichtpflanzen zu den Süßgräsern gehört, wird stark zurückgedrängt. Näher mit dem Thema befasst hat sich faz.net

Steigende Temperaturen: Saubere Luft ist leider schlecht fürs Klima

Kommentar, 3 Minuten Lesezeit

Die Luft ist sauberer geworden: Gut! Es ist ein Zeichen, dass Änderungen zum Beispiel bei Grenzwerten in der Schifffahrt endlich umgesetzt werden. Nur hat die Medaille zwei Seiten: Denn Luftverschmutzung hat auch einen kühlenden Effekt. „Trotz der Vorteile für die menschliche Gesundheit könnte die Verringerung der Schwefelemissionen in einer nachhaltigeren Welt die Erwärmung der Arktis im Jahr 2050 um 0,8°C im Vergleich zum Zeitraum 1995-2014 verstärken und damit die Klimavorteile der Treibhausgasreduzierung zunichtemachen“, schreiben Forschende im Fachmagazin Communications Earth & Environment. „Und was machen wir jetzt daraus?“, resümiert dazu Svenja Beller im Freitag. „Wegen der Luftverschmutzung sterben jährlich rund 6,7 Millionen Menschen; die Klimaerwärmung hat das Potenzial, die Menschheit auszulöschen. Die Welt ist kompliziert – es tut mir leid“