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Lokführer und Bahn einigen sich nicht - Warnstreiks wahrscheinlicher

Bei der Bahn ziehen die Buchungen wieder an. Sinkende Corona-Zahlen und gelockerte Regeln locken zum Sommer wieder mehr Menschen in die Züge. Doch es gibt noch einen Unsicherheitsfaktor.

Berlin (dpa) - Auf Fahrgäste der Deutschen Bahn kommen möglicherweise Warnstreiks zu. Hintergrund ist ein Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Auch die vierte Verhandlungsrunde am Montag brachte keine Einigung. Die GDL hat jedoch noch nicht entschieden, ob sie die Züge stehen lässt. Für Montagabend waren nach Angaben eines Sprechers aber Gremienberatungen vorgesehen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Auch zum Verlauf der Verhandlungen äußerte sich die GDL zunächst nicht.

Die Gewerkschaft ziele auf Konfrontation um jeden Preis, kritisierte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler nach der Verhandlungsrunde in Berlin. Die GDL nehme bewusst Schaden für die Kundinnen und Kunden in Kauf. Der Konzern sei weiter gesprächsbereit.

Die Bahn schlug nach eigenen Angaben am Montag einen Tarifabschluss vor, der den Beschäftigten Einkommenssteigerungen wie im Öffentlichen Dienst im Bereich Flughäfen gebracht hätte. Die Gewerkschaft habe sich jedoch geweigert, über Spielräume und Lösungen zu sprechen. Sie beharre auf deutlich höheren Forderungen.

«Alle wollen wieder verreisen, wollen die neu gewonnene Freiheit genießen», hatte Seiler vor Verhandlungsbeginn betont. «Es würde kein Mensch verstehen, wenn die GDL jetzt einen Tarifkonflikt anzetteln würde, der wirklich unnötig ist.»

Ein Warnstreik träfe nicht nur die Kunden, sondern auch den finanziell schwer angeschlagenen Konzern in einem ungünstigen Moment. Nach der Lockerung der Corona-Regeln nimmt das Geschäft des bundeseigenen Unternehmens gerade wieder Fahrt auf.

Im Regionalverkehr fahre man das volle Angebot, im Fernverkehr nahezu 100 Prozent, sagte Seiler. «Die Buchungen ziehen wieder an, das ist schön.» Umso wichtiger sei es, dass die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihren solidarischen Beitrag leiste.

Die Vertragsparteien im Öffentlichen Dienst hatten sich im Herbst auf Lohn- und Gehaltssteigerungen von 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten geeinigt. Wegen des Verkehrseinbruchs gelten an Flughäfen jedoch Sonderregeln mit verzögerten Tarifsteigerungen, verringerter Arbeitszeit und einer Aussetzung leistungsorientierter Bezahlung.

Die Bahn macht Milliardenverluste. Im September schnürte sie deshalb ein Tarifpaket mit ihrer größten Gewerkschaft, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Ab Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Bis Ende 2023 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

In vergangenen Tarifrunden konnten sich die knapp 215 000 Bahn-Mitarbeiter über teils deutlich höhere Einkommenssteigerungen freuen. Die GDL lehnte es ab, an den Verhandlungen teilzunehmen. Eine Schlichtung im Herbst scheiterte. Nach dem Auslaufen des Tarifvertrags Ende Februar begann die neue Verhandlungsrunde.

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