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Tierschützer: Walfangverbot einer der größten Artenschutzerfolge
München/Brüssel (dpa) - Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife wirft der Europäischen Union Passivität beim Vorgehen gegen den Walfang vor. Seit dem Beschluss zu einem weltweiten kommerziellen Walfangverbot vor 40 Jahren seien mindestens 16 500 Zwergwale und mehr als 870 Finnwale in europäischen Gewässern getötet worden, teilte die Organisation am Mittwoch in München mit.
Norwegen habe allein in den vergangenen Wochen fast 500 Zwergwale getötet, auf Island seien es seit Mitte Juni mindestens 30 Finnwale gewesen, monierte Pro-Wildlife-Meeresexpertin Sandra Altherr. Beide europäischen Länder sind keine EU-Mitglieder. Statt sich auf die nächste Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im Oktober in Slowenien vorzubereiten, bleibe die EU passiv und versäume es, die Einhaltung des Moratoriums einzufordern.
Astrid Fuchs von der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC forderte mit Blick auf die Tagung, dass die EU-Staaten auf eine Resolution zur Verurteilung des kommerziellen Walfangs drängen müssten. «Der ausufernde Walfang in Island und Norwegen zeigt, dass Deutschland und die EU bei der anstehenden Walfangkonferenz im Oktober ein starkes Zeichen setzen müssen», erklärte sie.
Die IWC hatte am 23. Juli 1982 beschlossen, die Fangquoten für alle Großwalarten auf null zu setzen und den kommerziellen Walfang auf diese Tiere somit weltweit faktisch zu verbieten. Zu diesen Arten gehören auch Zwergwale und Finnwale. 1986 war das Moratorium in Kraft getreten. Mehr als 1,3 Millionen Walen hat das nach Schätzungen von Pro Wildlife seitdem das Leben gerettet. «Das Walfangverbot ist einer der größten Erfolge, die jemals im internationalen Artenschutz erzielt wurden», erklärte Altherr. Die Zahl der getöteten Wale sei im Vergleich zu den 70er Jahren um mehr als 96 Prozent zurückgegangen.
Norwegen und Island sowie Japan jagen trotz des Moratoriums weiter Wale. Auf Island will die Regierung allerdings neue Regularien für den Walfang einführen: Ein Crew-Mitglied soll auf den Schiffen künftig zum Tierschutzbeauftragten ernannt werden, der in dieser Funktion die Tötung der Tiere filmen und die Aufnahmen den isländischen Behörden zur Verfügung stellen soll. Weitere Regelungen sollen nach Angaben von Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir im nächsten Sommer folgen. Viele Isländer vermuten, dass die Regeln den Anfang vom Ende des isländischen Walfangs bedeuten könnten.