Wegweiser
Hanna & Stefan Bonsels
Holz-Experimente auf dem Acker
Bis vor Kurzem lief auf dem Hof Bonsels im niederrheinischen Neukirchen-Vluyn noch alles traditionell: Vater Stefan baut Zuckerrüben, Kartoffeln, Weizen und Raps in Fruchtfolge an. Seine Tochter Hanna half seit ihrer Kindheit mit, heute studiert sie in Bonn Agrarwissenschaften. Vor zwei Jahren entschieden die beiden, „etwas gegen den hohen CO2-Ausstoß der Landwirtschaft zu tun“, sagt die 22-Jährige. Darum wachsen auf fünf ihrer 150 Hektar Ackerfläche jetzt 4000 asiatische Bäume.
Auf den Paulownia-Baum, auch bekannt als Kiri- oder Blauglockenbaum, stießen sie im Inter net. „Ein wahrer Wunderbaum“, sagt Hanna Bonsels. In 15 Jahren wächst er rund 15 Meter in die Höhe und erreicht dabei einen Durchmesser von 35 Zentimetern. „Eine affenartige Geschwindigkeit“ sei das, eine Fichte komme auf etwa dreißig Zentimeter Wachstum pro Jahr. Die Wurzeln reichen bis zu acht Meter ins Erdreich, das wappnet ihn gegen Dürren. Hohe Ansprüche an den Boden hat die Paulownia nicht, Hauptsache viel Sonne. Über die riesigen Blätter bindet sie viel CO2 in ihren Wurzeln. Das Holz ist leicht, flexibel, gleichzeitig stabil. Ein Hersteller für Lüftungssysteme möchte es verwenden, auch klimaintensive Baustoffe wie Stahl und Zement könnte es ersetzen.
Vier Sorten testen die Bonsels, Tochter Hanna kümmert sich neben ihrem Studium um die Baumplantage. Sie nutzt sogenannte Hybride, die zwar blühen, sich aber nicht selbst aussäen können – schließlich hat die EU Paulownia als potenziell invasive Art eingestuft. Da sie für hiesige Schädlinge nicht interessant ist, bedarf es keiner Pestizide. Zwischen den Reihen sollen Blühwiesen entstehen. Ernten die Bonsels den Baum, voraussichtlich 2033, wächst er einfach wieder nach.
Universitäten vom Netzwerk Bio Innovation Park Rheinland begleiten das Projekt, um herauszufinden, ob der Anbau ökologisch sinnvoll ist und wie viel CO2 die Bäume speichern. Oft bleiben Neugierige vor der Plantage stehen, lesen die Infotafeln, Hanna Bonsels erklärt ihnen gern ihren Wunderbaum. Bald will sie Bienen ansiedeln. „Dann gibt es Paulownia-Honig.“