Wegweiser
Larry Macaulay
Im dritten Stock eines Kulturzentrums im Hamburger Gängeviertel zieht sich Larry Macaulay einen Kaffee. Bis hierher, sagt er, sei es ein weiter Weg gewesen.
Macaulays Weg begann 2008, als er vor bewaffneten Milizen aus Nigeria flüchtete. Von Libyen ging es weiter nach Italien, im Holzboot mit 270 anderen Menschen. 2014 landete er auf Einladung der Lampedusa-Gruppe in Hamburg.
Aber diesen Weg meint Macaulay gar nicht. „Es war ein weiter Weg von einem Radiosender in einem Keller in Sankt Pauli zum Refugee Radio Network“, sagt er. Nach seiner Ankunft hat Macaulay den Sender gegründet, um Geflüchteten eine Stimme zu geben und „um Deutsche für unser Schicksal zu sensibilisieren“.
Begonnen hat er mit einem Mikrofon für sieben Euro und einer Engelsgeduld für deutsche Behördengänge. Heute hören weltweit bis zu 1,4 Millionen Menschen Refugee Radio Network (RRN), das auf UKW und im Internet als Stream zu empfangen ist. Hier erzählen Flüchtlinge ihre eigenen Geschichten, völlig ungefiltert, wie das Leben in Europa wirklich aussieht, von den Zuständen in griechischen Lagern bis zum Alltagsrassismus in Deutschland. „Viele Flüchtlinge sind geschockt über die Zustände hier, weil sie nicht richtig informiert werden“, sagt Macaulay. RRN leistet Aufklärungsarbeit.
Schon in Nigeria, unter einer Militärjunta, hatte sich Macaulay bei einem prodemokratischen Radiosender engagiert. Jetzt ist er Chefredakteur – und Stimme der Geflüchteten. Al Jazeera etwa befragt ihn regelmäßig zur Lage in Europa.
Seinen Job als Chefredakteur interpretiert Macauly so offen wie nötig. Er reist durch ganz Europa, um an Diskussionen zur Lage der Geflüchteten teilzunehmen, und gibt zum Beispiel Workshops für Gruppen, die einen Radiosender starten wollen. Damit möglichst viele Geflüchtete eine Stimme – und Gehör finden: „Es ist gefährlich, Menschen absichtlich unsichtbar zu halten.“