Wegweiser
Riva & Marlene
Jugendliche gegen Kohle
Sie sind jung, sie sind verzweifelt und sie wollen nicht aufgeben: Marlene, 19, und Riva, 18, sind Klimaaktivisten und gründeten das Bündnis „Anti-Kohle-Kidz“ mit. Ihren vollen Namen möchten die beiden nicht nennen, denn seit November 2019 organisieren sie nicht mehr nur „Fridays for Future“-Demos, sondern auch Aktionen des zivilen Ungehorsams.
„Beim Klimastreik im September 2019 gingen 1,4 Millionen Menschen gegen die aktuelle Klimapolitik auf die Straße“, sagt Marlene. „Und trotzdem hat man uns ein Klimapaket vor die Füße geworfen, mit dem wir das 1,5-Grad-Ziel verfehlen werden.“ Um das zu verhindern, mobilisieren Marlene, Riva und andere Jugendliche aus Klima- und Naturschutzorganisationen, Jugendgruppen von Parteien und der antifaschistischen Bewegung seither mit neuen Mitteln gegen die Klimakrise – mit wachsenden Gruppen in Berlin, Hamburg und Süddeutschland.
Die Jugendlichen wollen nicht mehr nur Plakate halten, sondern auch an Blockaden teilnehmen. Niederschwellig, gewaltfrei und möglichst ungefährlich soll ihr Protest sein, sagt Marlene, „die Sicherheit der Aktivistis steht an erster Stelle“. Minderjährige bringen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern mit, den sogenannten „Muttizettel“. Dafür planen die „Anti-Kohle-Kidz“ ihr Vorgehen so, dass auch Eltern es gutheißen können: Sie erklären im Vorfeld, was passieren wird, welche Konsequenzen die Teilnahme haben kann und geben auch mal Packtipps. „Dicke Socken nicht vergessen!“, hieß es etwa vor der „Ende Gelände“-Blockade des Kohlekraftwerkes in der Lausitz im vergangenen November, bei der die „Anti-Kohle-Kidz“ eine Zufahrtsstraße besetzten. Rund 200 Jugendliche nahmen teil, ein „Awareness-Team“ achtete darauf, dass es allen gutging.
In den vergangenen Jahren beanspruchte das Engagement der Abiturienten fast so viel Zeit wie ein Vollzeitjob. „Wir haben unsere Noten und unsere Freizeit geopfert – aber passiert ist nichts“, sagt Riva. Zu wenig für die jungen Menschen, die wissen, dass nur ihre Generation die Klimakatastrophe noch verhindern kann. „Unser Jugendbündnis ist die logische Konsequenz aus dem Versagen der Bundesregierung“, erklärt Riva.
Dass sie und ihre Mitstreiter zu jung für den zivilen Ungehorsam sein könnten, glauben weder Marlene noch Riva. „Es ist unsere Zukunft, die hier auf dem Spiel steht“, sagt Riva. Die nächsten Aktionen sind schon in Planung.