Wegweiser
Ruben Ließmann
Roboter mit Sinn für Bäume
Forestbuddy, Waldkumpel also, heißt der kleine Roboter, den Ruben Ließmann für seine Bachelorarbeit im Fach Gestaltung entworfen, gebaut und programmiert hat. „Mit ihm will ich auf das weltweite Waldsterben aufmerksam machen“, sagt der 28-jährige Absolvent der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
Wählt man in einem Programm auf dem Laptop ein Land aus, schwenkt der Roboter erst einmal umher, als schaue er sich um. Je länger er sich bewegt, desto waldreicher war das Land einmal. Dann stellt er die Entwicklungen der letzten zehn Jahre dar. Ging viel Wald verloren, etwa wie in Russland 69,5 Millionen Hektar, knickt der Roboter seinen obersten Teil ein, senkt gewissermaßen den Kopf und zeigt so seine Trauer. Je größer der Waldverlust, desto tiefer neigt er sich. Klickt man auf Grönland, zittert er, weil es dort vielerorts zu kalt für Bäume ist. Tippt man auf Meere oder Wüsten, schüttelt Forestbuddy den Kopf – keine Bäume in Sicht. Und Freude? Die kennt Forest buddy nicht, da kein Land Zuwachs verbuchen kann, trotz Wiederaufforstung.
Die Design-Studierenden befassten sich viel mit Ökothemen: Schon vor seinem Waldkumpel entwarf Ließmann ein Vogelmodell, das sich in die Richtung drehte, aus der Vogelgesang kommt, und die Klänge mithilfe einer Vogelstimmenerkennungs-App bestimmen konnte. Ließmanns Begeisterung für die Natur wurde in seiner Kindheit geweckt, als er mit den Pfadfindern durch den Wald streifte. Im Studium kam dann die Robotik dazu. Ihn fasziniert die Frage, wie Menschen und Roboter miteinander agieren können.
Den Forestbuddy baute Ließmann aus Birkenholz. Er schrieb ein Programm, das auf die Daten von „Global Forest Watch“ zurück greift, einem Webdienst, der Waldverluste und -brände verzeichnet. „Diese reinen Informationen wollte ich mit Emotionen verbinden“, erklärt er. Sein Projekt stellte er in einer Ausstellung an seiner Uni vor. Viele reagierten überrascht und traurig. „Experiment geglückt“, sagt Ließmann.