Und plötzlich ist es wieder so weit: Die Sonnenstrahlen gewinnen an Kraft, die Bäume schlagen aus, die Vögel feiern lautstark das Ende des Winters, es ist Frühling! Mit dem Erwachen der Natur steht auch das nächste Fest ins Haus: Ostern wird in diesem Jahr vom 20. bis 22. April gefeiert. Und egal, ob Sie die Feiertage religiös begehen oder die ohnehin eher heidnischen Ostertraditionen für Sie einfach dazugehören, mit diesen sechs Tipps können Sie nachhaltiger feiern:
Eier – bunte Lebenssymbole
Was hat die christliche Passionsgeschichte mit Eiern zu tun? Das Ei ist von Alters her ein Symbol für Fruchtbarkeit und wird in vielen Kulturen als ein Zeichen für neues Leben gefeiert. Damit passt es perfekt zum Fest der Wiederauferstehung und in die Zeit des anbrechenden Frühlings. Bereits im Mittelalter war die Ostertradition verbreitet, Eier zu färben und zu schmücken. Die damals übliche Rotfärbung könnte das Leiden Christi repräsentiert haben – oder einfach nur eine besondere Aufwertung der nahrhaften Eier nach der langen Fastenzeit.
Heute sollte man beim Eierkauf zu Ostern darauf achten, dass sie mindestens aus Freilandhaltung stammen oder Bio-Qualität haben – damit die Hennen auch etwas zu feiern haben. Mit noch besserem Gewissen aber können Sie Eier von Hennen kaufen, deren Brüder nicht direkt nach dem Schlüpfen getötet wurden, die nun immer häufiger und in verschiedenen Varianten angeboten werden – auch von sogenannten Zweinutzungshühnern. (Darüber berichten wir auch in unserem Artikel „Nicht ohne meinen Bruder“ der aktuellen Ausgabe 2.19 des Greenpeace Magazins.) Die bereits bunt gefärbten Eier dagegen, die zu Ostern massenweise im Supermarkt angeboten werden, stammen meist von Hühnern aus Käfighaltung.
Mehr Spaß macht das Färben ohnehin zu Hause, dann am besten nicht mit künstlichen, sondern natürlichen Farbstoffen: Mit Rote Beete zum Beispiel werden die Eier rosafarben, Kurkuma sorgt für Gelbtöne, Spinat und Brennnesseln färben die Eier grün, Kaffee, Tee und Zwiebelschalen braun. Für die Färbung müssen die Eier zusammen mit den Pflanzenteilen gekocht werden: Je länger, desto intensiver wird die Farbe – und desto leichter lassen sich die versteckten Eier wiederfinden.
Hasen – bedrohte Festtiere
Der Hase ist das unumstrittene Maskottchen von Ostern – auch er stieß wahrscheinlich zum österlichen Frühlingsfest, weil er wie das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit gilt. Die ersten Beleg für den Auftritt des Osterhasen stammen aus dem 17. Jahrhundert. Bald gab es Gebäck in Form eines Hasen, das Bild des Festtiers verfestigte sich über die Jahrhunderte und wurde seit dem 19. Jahrhundert durch die Süßwarenindustrie in Schokolade und Zuckerguss manifestiert.
Dem realen Vorbild für den Osterhasen, dem Feldhasen, geht es dagegen weit schlechter als seinem süßen Alter Ego: Die Art gilt als gefährdet. Wenn Brachflächen und Ackersäume fehlen und intensiv bewirtschaftete Monokulturen vorherrschen, auf denen viel Kunstdünger und Pestizide landen, treibt der Hunger die scheuen Feldhasen zuweilen sogar in die Städte. Obwohl es ihnen dort eigentlich zu laut und trubelig ist, finden sie hier zuweilen noch eher ungedüngte Brachflächen, die abwechslungsreiche Nahrung bieten. Eine echte Alternative ist das aber natürlich nicht: Um zu vermeiden, dass uns die Osterhasen aus Fleisch und Blut nicht aussterben, ist eine naturverträglichere Landwirtschaft gefragt. Wer den Osterhasen liebt, sollte also – nicht nur Ostern – Lebensmittel aus industrieller Produktion meiden, zu Bioware greifen und sich für die Agrarwende einsetzen!
Geschenke – fair und unverpackt
Zum Osterfest werden Unmengen an Schokoladenhasen und -eiern gekauft. Traditionell werden die Süßigkeiten im Garten oder Park versteckt. Doch viele der Süßigkeiten sind in unnötig viel Plastik oder Aluminiumpapier eingepackt. Wer beim Einkauf auf Plastik-Osternester verzichtet, trägt bereits zur Müllvermeidung bei. Und für Schokohasen und -eier gilt: Mit Bio- und Fairtrade-Siegel und am besten ohne Palmöl ist die Süßigkeit nicht nur für den Beschenkten eine Freude, sondern auch für die Kakaobauern, Milchkühe und Umwelt.
Setzen Sie statt auf Plastikgras und Kunststoffnestern doch diese Jahr einmal auf natürliche Dekoration: Mit Heu oder Moos lassen sich einfach Kartons schnell in wunderschöne Osternester verwandeln. Aber Dekoration ist nicht alles, und auch wenn sie schön aussehen, sollten keine Weiden- und Palmkätzchenzweige dafür verwendet werden! Beobachten sie die Bäume mal an einem sonnigen Tag, ein paar Minuten reichen um zu sehen: Sie dienen Insekten und Vögeln als eine der wenigen Nahrungsquellen im beginnenden Frühling. Die Zweige werden draußen dringend gebraucht.
Osterfeuer – Schutz der Wildtiere
Der Brauch des Osterfeuers ist in ganz Deutschland verbreitet, die heidnische Tradition wurde erstmals im Jahr 751 in einem Brief an den Papst Zacharias erwähnt. Dabei werden Baum- und Strauchschnitte zu hohen Holzstößen aufgetürmt und angezündet. Doch der Osterbrauch kann für viele Tiere gefährlich werden, denn in den Totholzhaufen suchen Igel, Kröten und Insekten Unterschlupf, manche Vögel wie das Rotkelchen oder der Zaunkönig brüten zu Ostern bereits darin. Deshalb sollten die Holzstöße erst kurz vor dem Feuer aufgeschichtet oder aber am Tag vor dem Abbrennen vorsichtig umgeschichtet werden – so bekommen die tierischen Bewohner die Gelegenheit, zu flüchten und sich eine neue Bleibe zu suchen.
Feiertagsessen – Alternativen zu Fisch und Lamm
Für viele Menschen sind die kulinarischen Köstlichkeiten der Höhepunkt des Osterfestes: Am Karfreitag beispielsweise wird traditionell Fisch bereitet – wer an diesem Brauch festhalten möchte, sollte sich mit der Herkunft beziehungsweise Aufzucht des Fisches beschäftigen. Denn der Teufel steckt im Detail: Karpfen und auch Heringe aus der Nord- oder Ostsee können laut dem Fischratgeber von Greenpeace relativ guten Gewissens verzehrt werden. Als nicht nachhaltig gefischt oder gezüchtet gelten dagegen derzeit der Tunfisch, Schwertfisch, Seezunge, Seeteufel, Seehase, Tintenfisch, Zander, Kabeljau, Forelle und Makrele.
Auch den Lammbraten, den viele Menschen traditionell zu Ostern essen, sollten Sie vielleicht noch mal überdenken: Das Lammfleisch, das zu Ostern auf den Markt kommt, stammt oft von Jungtieren, die im Winter geboren und meist im Stall gemästet wurden, um zu Ostern das Schlachtgewicht zu erreichen. Ein trauriges, kurzes Leben. Das Ostern auch ohne Fisch und Lammfleisch ein kulinarisches Fest sein kann, beweisen Tausende von vegetarischen Rezepten, die im Zeitalter des Internets nur einen Klick entfernt sind. Vielleicht ist 2019 ja das Jahr, in dem Sie ein paar Ostertraditionen überdenken?
Ostermärsche – Proteste für Frieden
Die Tradition der Ostermärsche gibt es in Deutschland seit den Sechzigerjahren: Die Friedensbewegung griff damals die Idee der britischen „Kampagne für nukleare Abrüstung“ auf, die im Jahr 1958 an Ostern einen Protestmarsch von London zum achtzig Kilometer entfernten Atomwaffen-Forschungszentrum in Aldermaston organisierte. 1960 liefen ein paar hundert Friedensbewegte von Bremen, Hannover, Braunschweig und Hamburg zum Nato-Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen, acht Jahre später waren bereits rund 300.000 Demonstranten auf den Beinen.
In den Achtzigerjahren Jahre mobilisierten die Ostermärsche Hunderttausende, die gegen den Nato-Doppelbeschluss und die Aufstellung von US-Mittelstreckenraketen protestieren. Und Anlass, für Frieden auf die Straße zu gehen, gibt es bis heute genug: In ganz Deutschland werden rund um die Osterfeiertage Protestaktionen stattfinden, um eine friedliche Welt ohne Militär- und Rüstungsindustrie zu fordern – eine Tradition, die zwischen Schokoladenhasen und Eiersuche unterzugehen droht. Vielleicht lassen Sie sich in diesem Jahr für einen Osterspaziergang für den Frieden begeistern?