Liebe Leserinnen und Leser,

Pandemie, Krieg, Inflation, Klimakatastrophe: Die Nachrichten lassen aktuell wenig Raum für gute Laune und machen in manchen Fällen sogar krank. Eine kürzlich im Fachmagazin „Health Communication“ erschienene Studie legt – wie bereits andere Arbeiten zuvor – nahe, dass übermäßiger Nachrichtenkonsum unter anderem zu Konzentrationsstörungen, innerer Unruhe und Schlaflosigkeit führen kann. Sollten wir die Nachrichten also ganz abschalten?

Nein, sagen Wissenschaftler – aber einen gesunden Umgang mit ihnen finden. Eine Strategie umreißt bei Spiegel Online die Wirtschaftspsychologin Nora Walter: Man beschränkt sich auf eine gewisse Anzahl von Artikeln pro Tag. „Oder man begrenzt sich zeitlich und nimmt sich etwa eine halbe Stunde zum Lesen. Sobald der Wecker klingelt, hört man auf.“ Die Autoren der Studie sehen außerdem die Medienbranche in der Verantwortung: Journalistinnen und Journalisten sollten sich nicht nur auf Geschichten konzentrieren, die Aufmerksamkeit generieren.

In diesem Sinne empfehlen wir heute nach der Lektüre unserer Presseschau einen medialen Ausflug an einen Ort der Stille, frei von menschengemachtem Lärm: den Haleakalā-Nationalpark auf Hawaii. Der Sounddesigner Matt Mikkelsen hat dort die ungefilterte Natur für NPR aufgenommen; verborgen im Krater eines inaktiven Vulkans liegt die Frequenz der Umgebungsgeräusche direkt an der menschlichen Hörschwelle. Also: Nachrichten aus, Kopfhörer rein – und angenehmes Zuhören!

„Monstermonsun“ in Pakistan

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Europa, China und die USA haben in diesem Sommer extreme Dürre- und Hitzewellen erlebt, deren Ausmaß von Experten dem Klimawandel zugerechnet wird. Pakistan mit seinen rund 220 Millionen Einwohnern hingegen steht derweil vor der womöglich schlimmsten Überschwemmungskatastrophe des Landes durch einen extremen Monsun. Die Zeitung Dawn berichtete, dass „mehr als die Hälfte Pakistans“ derzeit unter Wasser stehe; Millionen Menschen seien obdachlos geworden. Klimaministerin Sherry Rehman sprach von einem „Monstermonsun“. Es handle sich um eine Katastrophe „epischen Ausmaßes“. Die Wasserfluten folgen auf eine extreme Hitzewelle, die Pakistan und Indien im Frühjahr heimgesucht hatte. Details gibt es bei den klimareportern°

Recycling mit Enzymen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Die Welt ist voller Plastikmüll – und jedes Jahr gelangen mehrere Millionen Tonnen Kunststoff in die Ozeane. Forschende in Leipzig haben jetzt ein Enzym entdeckt, das PET-Plastik schnell zersetzt. Zwar sind Enzyme, die Polyethylenterephthalat oder kurz PET zersetzen können, schon seit einigen Jahren bekannt. Doch die Geschwindigkeit, mit der das neue Enzym namens PHL7 PET zersetzt, ist neu. Bisher war der Spitzenreiter das Enzym LCC, das Wissenschaftler 2012 in Japan entdeckten. „Wir haben den Goldstandard LCC genommen und unter absolut identischen Bedingungen im Labor mit PHL7 verglichen. PHL7 hatte eine doppelt so hohe Maximalleistung wie LCC“, erklärt Christian Sonnendecker von der Universität Leipzig, der die Forschungsgruppe leitet, im Zoom-Call mit taz.de. Eine Schalenverpackung aus PET-Plastik könne PHL7 so innerhalb von 24 Stunden zersetzen. Und das Beste ist: Aus den Überresten lässt sich neues PET-Plastik herstellen

Schleimiger Vielfalt auf der Spur

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Rampenlicht an für zu wenig wertgeschätzte Körperflüssigkeiten: Forscher von der University at Buffalo im US-Bundesstaat New York haben Einblicke in die interessante Evolution des Schleims bei den Säugetieren gewonnen. Um für die Produktion der lebenswichtigen Sekrete zu sorgen, wurden im Laufe der Entwicklungsgeschichte offenbar einige zunächst nicht verschleimende Proteine auf clevere Weise in Schleim-Bildner verwandelt – in sogenannte Muzine. Wie das Team abschließend betont, ist die Erforschung der Schleimproteine und ihrer Geschichte nicht nur aus evolutionärer Sicht interessant. „Ich denke, dass das Forschungsfeld weitreichendere Bedeutung haben kann, sowohl für das Verständnis der adaptiven Evolution als auch für die mögliche Erklärung bestimmter krankheitsverursachender Aspekte“, sagt Erstautor Petar Pajic laut wissenschaft.de

Expertenrat hat vernichtendes Urteil für Wissings Klimaprogramm

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Der Expertenrat für Klimafragen hat dem Klimaplan von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ein vernichtendes Urteil ausgestellt. Das im Juli kurz vor Fristablauf von Wissings Ministerium vorgelegte Programm würde bis 2030 etwa 13,66 Megatonnen (Millionen Tonnen) CO₂ einsparen. Dann würde der deutsche Verkehrssektor in diesem Zeitraum aber immer noch 261 Megatonnen mehr ausstoßen als erlaubt. Das rechnete die Vizechefin des Expertenrats, die Physikerin Brigitte Knopf vom Berliner Mercator Center for Global Commons and Climate Change (MCC), vor. Daher stellt der Bericht  schon im ersten von eigentlich drei vorgesehenen Prüfschritten fest, dass das Papier „nicht die Anforderungen an ein Sofortprogramm erfüllt“. Ob die vorgeschlagenen Maßnahmen sich eignen, um die Ziele zu erreichen, und ob sie realistisch sind, habe man daher gar nicht erst geprüft, berichtet Spiegel Online

Lemke fordert Stopp des Oderausbaus

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Angesichts des Fischsterbens in der Oder dringt Bundesumweltministerin Steffi Lemke darauf, den Fluss nicht weiter auszubauen, sondern zu renaturieren. „Das Ausmaß der Schädigung des wertvollen Ökosystems der Oder ist noch nicht absehbar“, sagte Lemke der Nachrichtenagentur dpa vor dem Deutsch-Polnischen Umweltrat in Bad Saarow in Brandenburg. Die Grünenpolitikerin und ihre polnische Kollegin Anna Moskwa beraten über die Ursache und die Folgen der Umweltkatastrophe. „Weitere negative Einflüsse müssen vermieden werden“, sagte Lemke. „Vor diesem Hintergrund ist aus meiner Sicht auch der Ausbau der Grenzoder höchst problematisch und muss nun gestoppt werden.“ Es gehe auch darum, Schritte einzuleiten, „wie wir das schwer geschädigte Ökosystem der Oder gemeinsam mit Polen wiederherstellen können“. Die Zusammenarbeit mit Polen bei solchen Vorfällen müsse verbessert werden, so Lemke laut Zeit Online

Wenn der Schnee schmilzt

Überblick, 6 Minuten Lesezeit

Der diesjährige Sommer ist für die Alpengletscher besonders stressig, weil im Winter vergleichsweise wenig Schnee fiel, der dann sehr früh schmolz. Das heißt wiederum weniger helle Oberflächen, die Sonnenstrahlung reflektieren können. Der Staub, der im März aus der Sahara bis nach Deutschland geweht wurde, setzte sich auch auf den Gletschern ab und verdunkelte die Oberfläche zusätzlich. Hinzu kommt ein Sommer, in dem sich Hochdruckgebiete mit nur geringem Niederschlag wochenlang halten. Selbst wenn es im kommenden Winter ungewöhnlich viel Schnee geben sollte, kann er kaum den Verlust aus diesem Sommer kompensieren. Trotzdem haben manche Alpengletscher noch Überlebenschancen, glaubt der Glaziologe Christoph Mayer gegenüber faz.net: „Wenn die Weltgemeinschaft jetzt wirklich durchgreifende Maßnahmen zur CO2-Reduktion angeht, dann können auch 2100 noch Gletscher in den Alpen übrig bleiben“