Wir haben prominente Menschen gefragt, was die Klimakrise und das Artensterben in ihnen auslösen. Wir wollten wissen, was ihnen Angst macht, was ihnen Hoffnung schenkt und welche Bedeutung die Natur für sie hat. Im Greenpeace Magazin 1.24 widmen wir uns den Emotionen, welche die Krise der Natur in vielen von uns hervorruft. Hier geht es zu weiteren Prominenten, die von ihren Umweltgefühlen erzählen.

© Tabea Treichel © Tabea Treichel

Shida Bazyar, 35, Schriftstellerin,
schreibt über Flucht und (post-)migrantisches Leben in Deutschland – zuletzt den Roman „Drei Kameradinnen“

„Die Klimakrise macht mich fassungslos gegenüber der Spezies Mensch. Der Kampf gegen die Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen auf dieser Welt ist eng verbunden mit der Klimakrise, - wenn wir bei dem einen versagen, versagen wir auch bei dem anderen. Und im Moment glänzen wir ehrlich gesagt auf beiden Feldern nicht besonders.

Mich macht wütend, dass wir so viel wissen, so viel können, uns für ach so zivilisiert und vernünftig halten und dann so gnadenlos zu versagen scheinen. Sehenden Auges.

Die sogenannte Generation Z, die so viel klüger ist als diejenigen, die im Moment noch über deren Zukunft entscheiden dürfen, macht mir Hoffnung.
 
In der Natur fühle ich mich auf angenehme Art und Weise klein und unwichtig. Ich empfinde Demut gegenüber dem, was um mich herum wächst und lebt und sich einen Teufel darum schert, was ich mache und denke. An manchen Tagen rührt mich das sehr, an anderen Tagen lässt es mich verzweifeln. Denn wir haben es uns selbst zuzuschreiben, dass wir der Natur nicht ohne schlechtes Gewissen gegenübertreten können.“

© Linda Rosa Saal© Linda Rosa Saal

Fatih Akin, 50, Drehbuchautor und Regisseur,
brachte 2022 „Rheingold“ in die Kinos – ein Biopic des Rappers Xatar, der kurdische Wurzeln hat

„Natur fühlt sich immer mehr an wie ein Museum. Dabei sollte sie selbstverständlich sein.

Die Klimakrise frustriert mich. Die kommenden Klimakatastrophen werden Millionen Menschen zu Flüchtlingen machen. Wir werden diesen Menschen, die nichts weiter wollen als zu existieren, antagonistisch begegnen. Wir werden sie sterben oder einsperren lassen, weil wir so zaghaft gegenüber Rechtsextremen sind. 

Wütend macht mich, dass die Grünen Tempo 130 auf Autobahnen nicht durchgesetzt haben. Hoffnung geben mir die Klimakleber.“

© Laura Hoffmann© Laura Hoffmann

Louisa Dellert, 34, Öko-Influencerin

„Die Natur hat mir in den letzten Monaten ganz besonders ergänzend geholfen, mental wieder zu heilen und aus einem Tief rauszukommen. Der Wald schenkt mir Ruhe und lehrt mich, dass Langsamsein. 

Ich merke, dass ich nach und nach immer pessimistischer werde, was nicht bedeutet, dass ich müde werde, über die Klimakrise zu sprechen. Aber es macht mich traurig und löst in mir immer wieder Verzweiflung aus. Mir macht die Entwicklung unserer Demokratie große Sorge. Leider werden Fake News und Menschen, die die Klimakrise leugnen immer salonfähiger und ich habe das Gefühl manchmal machtlos zu sein.

Und die meisten unserer deutschen Politiker:innen machen mich wütend. Ich bin einfach realistisch und möchte nicht später mal denken: ,Scheiße, ich habe nichts getan oder versucht zu helfen.'"

© Joel Heyd© Joel Heyd

Phillip Froissant, 29, Schauspieler, 
solidarisierte sich bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2023 mit der Letzten Generation

Was macht die Klimakrise mit Ihnen?

Die Klimakrise ist für mich eine riesige Achterbahn der Gefühle. Mal fühlt man große Ohnmacht, mal Sorge, und dann auf Demos von Fridays for Future mitten von Gleichgesinnten überkommt einen dann wieder die Euphorie, man ist voller Hoffnung und Tatendrang.

Was macht Ihnen Angst?

Dass globale politische Entwicklungen und der zunehmende Rechtsruck in Europa, die Bemühungen um mehr und schnellere Maßnahmen, das Klima zu schützen, zusätzlich erschweren werden. Wo es doch unabdingbar ist, jetzt gemeinsam und entschlossen zu Handeln.

Was macht Sie wütend?

Das konsequente Ausblenden in Teilen der Gesellschaft, in welchem Ausmaß die Klimaerwärmung schon in naher Zukunft unser aller Lebensgrundlage gefährden wird. Und dass, obwohl die Faktenlage so klar ist.

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Nachrichten wie jene aus Brasilien: der dortige oberste Gerichtshof hat den Vorschlag, Indigenen Millionen von Hektar Land zu entwenden abgelehnt. Indigene Völker sind im Kampf um Klimagerechtigkeit an vorderster Front und häufig Opfer schwerer Gewalttaten. Sie leisten einen immensen Beitrag zum Schutz unserer Lebensgrundlage und, um die Lungen unseres Planeten vor Raubbau und Ausbeutung zu bewahren.

Was empfinden Sie, wenn Sie sich in der Natur aufhalten?

Ich fühle mich zu Hause. Wir sind Teil der Natur und ich glaube die Überheblichkeit des Menschen sich über diese stellen zu wollen, hat uns überhaupt erst in diese Lage gebracht.

Protokolle: Lilly Denninger und Thomas Merten

Weitere Stimmen zum Thema finden Sie in der Übersicht. Diese Umfrage stammt aus unserer aktuellen Ausgabe „Wie geht es uns?“ In diesem Heft widmen wir uns angesichts der multiplen ökologischen Krisen dem Thema Gefühle. Das Greenpeace Magazin erhalten Sie in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel. Alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Wir wünschen viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!

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