Jonathan Berlin, 29, Schauspieler,
initiierte Anfang 2023 zusammen der Schauspielerin Luisa-Céline Gaffron eine Petition gegen die Räumung des Braunkohledorfes Lützerath
„Die Klimakrise verschiebt meinen kompletten Blick auf alles, was möglich ist und wofür es sich zu leben lohnt. Manchmal stelle ich mir vor, dass es da plötzlich den einen utopischen Gipfel gäbe, in dem alle politisch Verantwortlichen verstehen, umlenken und entschieden zu handeln beginnen. In meinem Tagtraum stelle ich mir dann vor, wie im News-Feed eine Nachricht aufploppt wie: ,Klimakrise ausgebremst – Wissenschaft erklärt 1,5-Grad-Ziel für eingehalten'. Und wenn ich so eine Vorstellung mal wirklich durch meinen Körper gehen lasse, merke ich, wie sich alles in mir entspannt. Dann wird mir klar, wie groß meine Angst ist und wie anders mein Blick auf die Welt wäre, wenn die Klimakrise angemessen bekämpft würde.
Mir macht die Untätigkeit in den allermeisten Regierungen Angst, das Zurückbleiben hinter den selbst gesteckten Zielen und das Gefühl, dass die Dinge klimatisch betrachtet außer Kontrolle geraten. Aktuell macht mir auch Angst, dass die Klimabewegung in ihren einzelnen Gruppierungen auseinander zu driften scheint und auch deshalb (neben einer Vielzahl anderer Gründe) an Rückhalt verliert. Das ist besonders in diesen Zeiten, in denen die Gesellschaft immer stärker gespalten wird, fatal.
Wütend macht mich, dass es gerade nur so schwer zu gelingen scheint, eine gemeinsame Antwort auf Populismus und Hetze zu finden, in welcher Weise auch immer. Stattdessen scheinen sich die Kräfte, die fundiert dagegen ankämpfen könnten (gerade in den politisch linken Lagern) in großen Teilen selbst zu zerlegen – durch politische Grabenkämpfe und durch das Fehlen einer großen, gemeinsamen und kommunizierbaren Vision. Die bräuchten wir so dringend. Umso dankbarer bin ich allen, die sich dafür einsetzen und danach suchen.
Es gibt so viele, die Hoffnung stiften – all die Aktivist*innen, die Dinge voranbringen, den Diskurs verändern und schon so vieles ganz effektiv und konkret bewegt haben. Veränderungen, die sonst nie zustande gekommen wären! Es zeigt, dass all die Arbeit nicht umsonst ist, dass Wandel möglich ist.
Was ich in der Natur empfinde? Ruhe. Die Natur gibt mir die Möglichkeit, den ganzen Brainfog, der einem so oft den Blick nimmt, kurz zu lösen. Sie schafft Klarheit… und macht demütig. Sie weist mich darauf hin, nur ein winziger Teil vom großen Ganzen zu sein.“