Mit greller Reklame drängt Unilever Verbraucherinnen und Verbraucher zum Weichspülerkauf. Dabei enthält die Marke „Comfort intense“ allergieauslösende und schwer abbaubare Chemikalien – das Greenpeace Magazin hat eine Werbeanzeige neu betextet.

Die Erkenntnis, dass Weichspüler überbewertet, meist sogar gänzlich überflüssig sind, hat zwar weite Teile der Bevölkerung erreicht, aber nicht alle. Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes ergab vor einigen Jahren, dass mehr als achtzig Prozent der Familien mit niedrigem Sozialstatus solche Produkte „mit fraglichem Nutzen“ kauften, bei bessergestellten Familien waren es nur halb so viele – deshalb sei verstärkte Aufklärung gefragt.

Tatsächlich zählen Weichspüler zu den Produkten, die ohne Reklame kaum verkäuflich wären. In den Siebzigerjahren machten Werbespots Hausfrauen ein schlechtes Gewissen, die ihrer Familie vermeintlich kratzige Wäsche in den Kleiderschrank legten; heute wirbt „Comfort intense“ von Unilever, einer der Marktführer, mit trashigen Comic-Anzeigen für Weichspüler und für Wäscheparfüm aus der gleichen Produktserie. Eine Art Flaschengeist verspricht Kundinnen und Kunden eine „Fresh Explosion“.

Verbraucherschützer raten jedoch vom Kauf ab –  Weichspüler seien eine leicht vermeidbare Umweltsünde, mit der man sich und seiner Familie keinen Gefallen tue. Das Problem: Die in viel Plastik verpackten Mittel steckten voller problematischer und oft schwer abbaubarer Substanzen, die Allergien auslösen können und das Abwasser belasten. Sauberer wird die Wäsche nicht; weich wird sie auch durchs Tragen.  

Vor allem die in Weichspülern enthaltenen synthetischen Duftstoffe sind ein Problem – etwa Butylphenyl Methylpropional (Lilial), das nach Maiglöckchen riecht und sich auch auf der Zutatenliste der Comfort-intense-Produkte findet. Die Verbraucher-App Codecheck führt den Inhaltsstoff in der Kategorie „sehr bedenklich“ und schreibt: „Duftstoffe sollten von Asthmatikern und Personen mit hyperreagiblen Atemwegen generell gemieden werden. Mögliches Sensibilisierung- oder Allergiepotenzial.“ Auch das im Weichspüler enthaltene Biozid Benzisothiazolinon, das das Wachstum von Mikroorganismen auf der Haut hemmen soll, habe möglicherweise Allergiepotenzial und sei am Arbeitsplatz nur in geringen Konzentrationen erlaubt.

Kritisch beurteilt auch das Umweltbundesamt (UBA) die Waschzusätze. Zwar seien die giftigsten und am schwersten abbaubaren kationischen Tenside, die der Versteifung der Wäsche entgegenwirken, schon 1992 verboten und durch weniger problematische Stoffe aus dieser Gruppe ersetzt worden. Für andere Substanzen wie eben synthetische Duftstoffe gelte das aber nicht.

Deshalb appelliert das UBA an die Verbraucher: „Weichspüler sollten immer nur dann eingesetzt werden, wenn man seine Funktionen auch wirklich benötigt, da es sich hierbei um einen zusätzlichen Eintrag von Chemikalien in die Umwelt handelt. Wenn Sie nicht auf den Gebrauch von Weichspülern verzichten wollen, reduzieren Sie diesen und dosieren Weichspüler so sparsam wie möglich.“ 

Weil uns die grelle Comfort-Intense-Werbung mit dem Flaschengeist ins Auge stach, hat das Greenpeace Magazin sie in seiner Serie „Keine Anzeige“ manipuliert: Aus dem „intensiven Frische-Duo“ wurde ein „exzessiver Hokus-Pokus“. Vielleicht hilft das ja, um die vom UBA geforderte Aufklärung voranzubringen.

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