Mercedes-Chef Ola Källenius hat im vergangenen Jahr 12,74 Millionen Euro verdient und ist damit zum Spitzenverdiener unter den Konzernlenkern in Deutschland aufgestiegen. Seine Hausaufgaben hat er aber nicht gemacht, jedenfalls was den Klimaschutz angeht.
Eigentlich hatte der Konzern mit dem Stern versprochen, bis 2030 nur noch strombetriebene Fahrzeuge verkaufen zu wollen. Solche Zielmarken sind unerlässlich in Zeiten der eskalierenden Klimakrise, schließlich hat der Autoverkehr ein Riesenproblem: Seine Emissionen stagnieren, anstatt jedes Jahr deutlich zu sinken, so wie es nötig wäre, wenn Deutschland sein Treibhausgas-Reduktionsziel erreichen und die Welt die 1,5-Grad-Grenze einhalten will. Doch nun erklärte Källenius in der „Zeit“: „Den Zeitpunkt für den letzten Verbrenner kennen wir schlichtweg nicht.“ Vorsorglich hatte sich der Konzern ein Hintertürchen offengelassen und dem 2030er-Ziel für das Verbrenner-Aus die kaum beachtete Einschränkung hinzugefügt: „… überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen.“
Källenius gibt also angesichts des aktuell schlechten E-Auto-Absatzes und brummender Geschäfte mit fossil betriebenen Fahrzeugen ein zentrales Unternehmensziel auf, und nicht nur das: Mercedes steuert mit seinem Portfolio überdimensionierter und übermotorisierter SUVs, Limousinen und Sportwagen in die entgegengesetzte Richtung. Da wirkt es wie eine Verhöhnung der Opfer des Klimawandels, wie Konzerntochter AMG nun sein neuestes Extrem-Kfz bewirbt – das Mercedes-AMG GT Coupé. „ANTRIEBSKRAFTPAKET“ steht fett über den Anzeigen, und ein bizarrer Werbeclip veranschaulicht die Dimension des Problems: Statt konsequent die Vorteile und Notwendigkeit des Umstiegs auf Elektroautos herauszustreichen und den Klimaschutz ernst zu nehmen, setzt Mercedes noch immer auf einen dröhnenden PS-Kult, der deutlich macht, wie wenig die planetare Krise, in die wir gerade schlittern, jene juckt, die sie verursachen. Und die Bundesregierung in Berlin macht mit: Weil der Verkehrssektor nicht vorankommt, hat die Ampel nun sogar das Klimaschutzgesetz der Vorgängerregierung verwässert und damit ein entscheidendes Instrument zur Treibhausgasminderung aus der Hand gegeben.
Für das Filmchen ließ der Konzern die Formel-1-Rennfahrer Lewis Hamilton und George Russell sowie einige Models aus unklaren Gründen in die Wüste bringen – angeblich wissen die selbst nicht einmal, was sie da sollen. Dann taucht „mit einem gewaltigen Brüllen“, so der Pressetext, ein Auto mit Kennzeichen LB für Ludwigsburg auf. Der Boden vibriert, eine Schildkröte wird fast überfahren, Wüstenstaub wirbelt den Models in die Augen, bis das Auto kurioserweise abhebt, um auf einer Art schwebender Rennbahn im Kreis zu fahren, wobei es einen rasenmäherartigen Lärm verursacht. „Oh my God“, sagt Hamilton kopfschüttelnd, als finde er das alles genauso doof, wie es ist. Aus AMG wird OMG: Danke, Mr. Hamilton, für den Gag!
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