Neue Erkenntnisse zur Erdgeschichte zeigen, wie eng Klimawandel und Artensterben miteinander verbunden sind. Deshalb können die beiden Megakrisen unserer Zeit auch nur gemeinsam gelöst werden, meint Wolfgang Hassenstein
Wir Menschen haben nicht zwingend die Finger im Spiel, wenn es zum globalen Ökokollaps kommt. Vor 252 Millionen Jahren verschwanden ganz ohne unser Zutun drei Viertel aller Landlebewesen und sogar 95 Prozent der im Meer lebenden Arten von der Erde. Ein Team um die Meeresbiologin Hana Jurikova vom Geomar Helmholtz-Zentrum in Kiel hat nun im Fachblatt „Nature Geoscience“ detailliert die Kettenreaktion nachgezeichnet, die das Massensterben am Übergang von Perm zu Trias auslöste. Vulkane hatten über Jahrtausende Unmengen CO2 in die Atmosphäre gepumpt und damit den Treibhauseffekt dramatisch angeheizt. Die Ozeane versauerten, über den Kontinenten fiel saurer Regen, in der Folge verwitterten große Mengen Gestein. Die Mineralfrachten, die nun in die Meere strömten, ließen das Algenwachstum explodieren und sauerstofffreie Todeszonen entstehen. Kommt Ihnen irgendwie bekannt vor?
Kleiner Trost: Danach war erst einmal Platz für die Dinosaurier. Es ist für die Wissenschaft nichts Neues, dass natürliche Klimaschwankungen zu den Haupttreibern des Aussterbens zählen. Erschreckend finde ich es aber zu sehen, wie heftig Rückkopplungseffekte die Lebensbedingungen auf der Erde verändern und wie weitreichend die Folgen sein können. Derzeit werde zwar weniger CO2 freigesetzt als im ausgehenden Perm, erklärt Jurikova, aber dafür in viel kürzerer Zeit.