Liebe Leserinnen und Leser,

ein sympathischer Protagonist, Rebellion, Abenteuer: Die folgende Geschichte hat im Prinzip alles, was einen guten Roman oder – für Freunde des bewegten Bilds – einen Pixar-Kassenschlager ausmacht. Sie beginnt im Jahr 2003 in Tansania. Damals wurde Flamingo Nr. 492 (die Nummerierung bekam er erst später) von seiner ostafrikanischen Heimat aus in einen Zoo im US-Bundesstaat Kansas verschifft. Dort machten Mitarbeiter dann einen schicksalsträchtigen Fehler: Sie vergaßen, die Flügel des Vogels zu stutzen. Rund zwei Jahre darauf, während eines Sturms, nutzte Nr. 492 die Gunst der Stunde und entkam aus seinem Gehege. Der Zoo war machtlos, rechnete dem Flamingo aber im klimatisch widrigen Mittleren Westen der USA kaum Überlebenschancen aus.

Die Geschichte könnte hier vorbei sein, doch dann wäre es zugegebenermaßen keine ganz so gute Geschichte. Ein Happy End liefert alsbald die Associated Press: Nr. 492 ist nämlich gesund und munter – und verbringt seinen Lebensabend in Freiheit. Seit seiner Flucht vor 17 Jahren taucht er in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf, manchmal sogar mit anderen, wilden Flamingos. Ein Umweltschützer entdeckte das durch einen Beinring identifizierbare Tier jüngst in der Küstenregion des südlicher gelegenen Bundesstaats Texas. Ambitionen, Nr. 492 wieder einzufangen, gibt es nicht.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Start ins Wochenende. Die aktuellen Meldungen zum Freitag gibt es jetzt. Los geht's!

EU: Schneller Ausstieg aus russischem Gas

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Sollte es zu einem plötzlichen Lieferstopp bei russischem Gas kommen, ist die Europäische Union vorbereitet. Diesen Eindruck versucht zumindest die EU-Kommission in Brüssel zu vermitteln und verweist auf das EU-Gesetz zur Versorgungssicherheit bei Gas. Im Ernstfall würden in allen EU-Staaten Notfallpläne greifen und die Versorgung sogenannter „nicht geschützter“ Verbraucher wie Industrieunternehmen würde heruntergefahren. Krankenhäuser und private Haushalte würden als letztes vom Netz getrennt. Gleichzeitig müssten die Speicher aufgefüllt werden, um die Heizperiode des nächsten Winters zu überstehen. In diesem Punkt fordert Georg Zachmann, Energieexperte bei der Denkfabrik Bruegel, einen gemeinsamen zentralen Gaseinkauf der Europäer. „Wir sehen, dass die Mitgliedsstaaten bei den Lieferanten als Konkurrenten auftreten und sich gegenseitig überbieten“, so Zachmann. Er kritisiert, dass die EU noch nicht im Krisenmodus operiert. Die EU habe ein Szenario für einen schnellen, geordneten Ausstieg entwickelt, aber „dieses Szenario wird der immanenten Krise nicht gerecht“. Details gibt es bei der Deutschen Welle

Tschernobyl: Russische Soldaten womöglich verstrahlt

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Es klingt wie eine gute Nachricht, doch sie hat einen bitteren Beigeschmack. Russische Truppen, die seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine das Gebiet um den Unglücksreaktor Tschernobyl besetzt halten, scheinen dieses Territorium in Richtung des angrenzenden Belarus zu verlassen. Zum einen scheint es sich um eine Rotation von Truppenteilen zu handeln. Der zweite Grund für den Teilabzug: Soldaten, die sich in der Nähe des havarierten Reaktors aufhielten, wurden möglicherweise verstrahlt. Das vermutet Wadim Denisenko, Berater des ukrainischen Innenministers. „Dass sieben Busse mit Soldaten zum Strahlenzentrum in Gomel gebracht wurden, führte zu Panik unter den Soldaten des in der Nähe von Tschernobyl stationierten Kontingents“, zitiert das Portal lb.ua Denisenko. Das oppositionelle belarussische Portal telegraf.by berichtet unter Berufung auf Reuters, dass sich die russischen Soldaten im „Roten Wald“ um Tschernobyl aufgehalten hätten. Dabei, so das belarussische Portal euroradio.fm, hätten sie keinerlei Strahlenschutzmaßnahmen ergriffen und so radioaktiven Staub eingeatmet. Hintergründe liefert taz.de

Ernten ohne Versicherung

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Dieser Tage kommen die ersten „Erntehelfer“ nach Deutschland. Dabei geht es um systemrelevante Arbeiter, die unter harten Bedingungen und für sehr wenig Lohn einen großen Teil der Ernte etwa von Spargel, Erdbeeren oder Wein erledigen. Circa 275.000 Menschen kommen laut Bundeslandwirtschaftsministerium Jahr für Jahr, vor allem aus EU-Staaten wie Polen und Rumänien – und auch aus der Ukraine. Wie sich diesbezüglich der neue Krieg auswirkt, ist noch nicht absehbar. Einerseits dürften einige ausfallen, andererseits werben Bauern bereits um ukrainische Kriegsflüchtlinge, da diese sofort eine Arbeitserlaubnis erhalten. Die Arbeiter werden für die Ernte mehrheitlich als Minijobber im Rahmen einer kurzfristigen Beschäftigung angestellt. Sie sind unfallversichert, doch darüber hinaus weder kranken- noch anderweitig sozialversichert. Das System der kurzfristigen Beschäftigung bedeutet: Wer nicht privat oder im Heimatland krankenversichert ist, bleibt völlig ohne Schutz. Näher mit dem Thema beschäftigt hat sich der Freitag

Wie Windparks aus dem Meer verschwinden sollen

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Der Rückbau von Windenergieanlagen in der deutschen Nord- und Ostsee wird die Branche spätestens in zehn Jahren vor große Herausforderungen stellen. Wissenschaftler haben deshalb in einem Projekt unter Federführung der Hochschule Bremen ein Handbuch erstellt, das verschiedene Verfahren in Bezug auf Kosten, Umweltverträglichkeit und Arbeitssicherheit bewertet. „Jeder Windpark ist anders, deshalb kann es auch nicht die eine optimale Lösung zum Rückbau geben“, sagt Projektleiterin Silke Eckardt. 2010 war mit „Alpha Ventus“ nördlich von Borkum der erste deutsche Offshore-Windpark ans Netz gegangen. Inzwischen werden in der deutschen Nord- und Ostsee 1.500 Windenergieanlagen betrieben. Wegen der schwierigen Witterungsbedingungen auf See ist die Lebensdauer von Offshore-Windparks auf 20 bis 25 Jahre begrenzt. Spätestens dann müssen sie teilweise oder komplett zurückgebaut und entsorgt werden – möglicherweise aber auch schon früher, um am selben Standort modernere Anlagen mit mehr Leistung zu installieren. Es berichtet Spiegel Online

Lurche als Lebensversicherung

Podcast, 23 Minuten Laufzeit

Von den schätzungsweise gut neun Millionen bekannten Arten könnte rund eine Million innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben, warnt ein Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES. Schon heute leben laut einer Studie des WWF mehr als zwei Drittel weniger Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien auf der Erde als noch vor fünfzig Jahren. Besonders gefährdet sind Amphibien. Weltweit sind gut 40 Prozent der verbliebenen 7.500 Amphibienarten vom Aussterben bedroht. Für die 21 heimischen Amphibienarten in Deutschland sieht es ebenfalls übel aus. Laut der Roten Liste Deutschland 2021 ist hier jede zweite Art gefährdet. Wenn immer mehr Arten aussterben, dann hat das auch Auswirkungen auf den Menschen. Noch könne etwas dagegen getan werden, sagen Fachleute. In Klima-Podcast „Mission Energiewende“ beschäftigt sich das Spektrum Magazin mit der Frage, wie Artenschutz das Massenaussterben bremsen könnte

Die Finanziers der Klimakrise

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Wie passt das zusammen? Die Welt versucht klimaneutral zu werden; gleichzeitig finanzieren Banken weiterhin die fossile Industrie. Das zeigt der 13. „Banking on Climate Chaos“-Report der US-Umweltorganisation Rainforest Action Network (RAN). Dem Bericht zufolge finanzierten die 60 weltweit größten Privatbanken Kohle-, Öl- und Gas-Unternehmen allein 2021 mit 742 Milliarden US-Dollar. Den größten Anteil daran haben die US-Banken J. P. Morgan, Citi, Wells Fargo und Bank of America. Die vier Banken sind auch zusammen für ein Viertel der gesamten in den letzten sechs Jahren ermittelten fossilen Finanzierung verantwortlich. In diesem Zeitraum seit der Verabschiedung des Paris-Abkommens haben die 60 größten Banken der Welt insgesamt 4,6 Billionen Dollar in die fossile Industrie geleitet. Seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 ist dem Bericht zufolge die Finanzierung fossiler Projekte nicht einmal zurückgegangen. Im ersten Jahr nach dem Abkommen lag sie bei 723 Milliarden US-Dollar und stieg zwischenzeitlich auf 830 Milliarden Dollar im Jahr 2019 an, heißt es bei den klimareportern°