Liebe Leserinnen und Leser,

eine Schadensersatzzahlung in Höhe von 25 Millionen Dollar dürfte in den Größenordnungen des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer tendenziell eher weniger zu Buche schlagen, die dahinterstehende Rechtsentscheidung tut es aber durchaus: In den USA lehnte der oberste Gerichtshof gestern einen Berufungsantrag ab, in dem es um die Klage von Edwin Hardeman geht. Der macht glyphosathaltige Monsanto-Produkte für seine Krebserkrankung verantwortlich – das deutsche Unternehmen hatte den US-Saatgutriesen 2018 für über 60 Milliarden Dollar übernommen und damit auch eine Reihe juristischer Altlasten. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hat Monsantos Unkrautvernichter als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen eingestuft.

Wie unter anderem die Tagesschau und taz.de berichten, bestreitet Bayer dies vehement und hatte Hoffnung darauf gesetzt, dass der Supreme Court die Entscheidung im Fall Hardeman kippt. Nach gestern könnte eine größere Klagewelle drohen, was der Konzern unbedingt verhindern will. Ganz so zuversichtlich scheint man aber auch in der Leverkusener Chefetage nicht zu sein: Bereits vergangenen Sommer wurden 4,5 Milliarden Dollar zurückgelegt, um mit den Forderungen potenzieller neuer Klägerinnen und Kläger umzugehen.

Weitere Meldungen zum Mittwoch gibt es jetzt. Wir wünschen einen guten Start in den Tag und – wie immer – angenehme Lektüre!

Fischer entdeckt weltgrößten Süßwasserfisch

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Im Norden Kambodschas wurde der bisher größte Süßwasserfisch entdeckt. Ein Fischer fing den rund 300 Kilo schweren und fast vier Meter langen weiblichen Rochen im Mekong – der Fluss durchquert sechs Länder und mündet in den Golf von Thailand. „Es ist ein Hoffnungsschimmer, dass diese großen Fische noch nicht ausgestorben sind“, sagt Zeb Hogan, ein Fischbiologe der Universität von Nevada, der am Projekt „Wunder des Mekong“ beteiligt ist. Gleichwohl sei die Stelle aber einer der letzten Lebensräume für solche Tiere. Christened Boramy („Vollmond“), wie die kreisrunde Rochendame in der Sprache der Khmer getauft wurde, ist wohlauf und wurde wieder freigelassen, nachdem sie einen Sensor eingesetzt bekommen hat. Ihre Bewegungen dürften den Forschern nun wichtige Erkenntnisse über die Lebensweise von großen Süßwasserfischen liefern. Es berichtet faz.net

Spuren von 400 Insektenarten in einem Teebeutel

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Die sogenannte Umwelt-DNA ist ein eleganter Weg, die biologische Vielfalt eines Ökosystems zu ermitteln, ohne alle dort vorkommenden Arten zu kennen. Das sind Erbgutabschnitte, die nicht direkt aus Organismen extrahiert werden, sondern aus Umweltproben wie Wasser und Sedimenten – oder gar der Luft. Zusammen mit seinem Team berichtet der Biogeograf Henrik Krehenwinkel im Fachmagazin „Biological Letters“ von einem neuen Verfahren, mit dem sich Erbgutspuren von Insekten aus getrockneten Pflanzen gewinnen lassen. Dies eröffnet die Möglichkeit, alte Pflanzenbestände etwa aus Museen zu analysieren und ihre Besiedlung mit der heutigen zu vergleichen. Getestet hat das Team seinen Ansatz unter anderem an einem Teebeutel. „Wir haben handelsübliche Tees und Kräuter untersucht und dabei in einem einzigen Teebeutel DNA von bis zu 400 verschiedenen Insektenarten gefunden“, so Krehenwinkel. Ob es eine Grenze des Nachweisbaren gebe, müsse noch erforscht werden, heißt es bei Spiegel Online

Schimpansenkot-DNA als Waffe gegen illegalen Handel mit Menschenaffen

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Der Schimpanse wird auf der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion (IUCN) als gefährdete Art eingestuft, im Fall des Westafrikanischen Schimpansen sogar als „stark gefährdet“. Um der grassierenden Wilderei und dem Tierhandel beizukommen, nutzen Forschende auch genetische Informationen. Mithilfe von Kotproben wild lebender Schimpansen hat ein internationales Team dafür nun den ersten Erbgutkatalog dieser gefährdeten Tierart erstellt. Dies ermögliche es, beschlagnahmte Schimpansen ihrem Herkunftsort zuzuordnen und damit den illegalen Handel mit den Affen einzudämmen. Zudem ermöglichen die genetischen Informationen Einblicke in die Evolution dieser Menschenaffen und ihre Migration, berichten die Autorinnen und Autoren im Fachjournal „Cell Genomics“. Mit dem Datensatz bringen sie auch Licht in die Evolutionsgeschichte der Menschenaffen, von denen es kaum fossile Funde gibt, sowie in deren genetische Vielfalt. Details hat der Standard

Den Ayoreo bleibt nur noch die Sonne

Hintergrund, 9 Minuten Lesezeit

Der Gran Chaco ist nach dem Amazonas das größte zusammenhängende Urwaldgebiet Südamerikas. Der Wald erstreckt sich schätzungsweise über 110 Millionen Hektar und bedeckt weite Teile des heutigen Staatsgebiets von Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay zwischen den Flüssen Paraguay und Parana sowie dem Andenhochland. Er beherbergt zahlreiche Tiere und Pflanzen. Vor allem aber ist der Gran Chaco die Heimat von etwa 20 indigenen Völkern. Viele von ihnen leben noch von dem, was der Wald für sie hergibt. So auch die letzten Ayoreo des Waldes, deren Überleben in Gefahr ist – denn mittlerweile ist ihre Heimat eines der am stärksten abgeholzten Ökosysteme der Welt. An kaum einem anderen Ort wird in so kurzer Zeit so viel unberührter Urwald buchstäblich über den Haufen geschoben. Paraguay ist in die Liga der Superabholzer aufgestiegen; das Land folgt dicht auf Brasilien. Hintergründe gibt es beim Spektrum Magazin

Städte ziehen Haie an

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Die meisten Tiere haben Angst vor dem Menschen – doch es gibt einige Arten, denen unsere Anwesenheit nichts ausmacht. So schwimmen manche Hai-Arten gezielt in Richtung von Großstädten, wie ein Team um Neil Hammerschlag von der University of Miami im Wissenschaftsjournal „Marine Ecology Progress Series“ berichtet. Die Forschenden vermuten, dass die Tiere von Fischabfällen angezogen werden oder dass Nährstoffe, die mit Abwässern der Stadt ins Meer gelangen, die Vermehrung von Algen fördern. Dadurch könnten sich Fische stark vermehren, die sich von diesen Algen ernähren, was wiederum die Haie anlocken könnte. Laut Studienautoren könnte das sowohl für die Haie als auch für die Menschen gefährlich werden: „Weil sie so viel Zeit in Küstennähe verbringen, besteht für die Haie die Gefahr, dass sie mit Umweltgiften in Kontakt kommen und dass sie von Fischern gefangen werden“, so Hammerschlag. „Beides könnte ihre Gesundheit und ihre Überlebenschancen beeinträchtigen.“ Nähere Informationen zum Thema gibt es bei sueddeutsche.de

Das Massensterben der Arten

Hintergrund, 5 Minuten Lesezeit

Vor unseren Augen spielt sich tagtäglich ein Massensterben ab – und doch nehmen wir es kaum wahr, denn es geschieht leise. Die Aussterbenden verschicken keine Online-Petitionen, sie veranstalten keine Demonstrationen – oft kennen wir sie nicht einmal. Von den geschätzten acht Millionen Tier-, Pilz- oder Pflanzenarten auf unserer Erde wurde laut dem internationalen Biodiversitätsrat IBPES bis jetzt nur ein Bruchteil wissenschaftlich beschrieben. Doch die Situation könnte kaum dramatischer sein: Schon bis 2030, so die Wissenschaft, könnte die Welt um rund eine Million Arten ärmer sein – alle zehn Minuten stirbt eine Art aus. Das ist fatal, denn eine artenarme Welt ist eine gefährliche Welt – auch für uns Menschen. Rund 200 Staaten wollen dieses Jahr auf der 15. UN-Biodiversitätskonferenz in Kanada ein neues internationales Rahmenabkommen zum Schutz der Artenvielfalt beschließen. Diese Woche soll in Nairobi in Kenia der Abschlusstext dafür vorbereitet werden. Es berichtet die Deutsche Welle