Radikaldebatte

Schöner leben ohne Fleisch

Wie viel Radikalität braucht die Welt? Redaktionskoordinatorin Nadia Abbood isst keine Tiere und findet das nicht radikal, sondern kinderleicht

Schöner leben ohne Fleisch

22.10.2020

Der Konsum von tierischen Produkten ist meiner Meinung nach in unserer Überflussgesellschaft nicht mehr nötig. Es gibt viele gute Gründe für die vegane Lebensweise, für mich steht das konsequente Vermeiden von Tierleid an erster Stelle. Trotzdem gilt sie leider auch heute noch vielen als radikal, wobei das Wort „radikal“ oft negativ behaftet ist, was für mich in diesem Zusammenhang keinen Sinn ergibt. Möchte man Menschen aber zum Umdenken bringen, sie aus ihrer Komfortzone reißen, steht man oftmals vor einem Schutzschild, gilt als radikal im negativen Sinne oder als missionarisch. 

Zugegeben, alte Gewohnheiten und die eigene Erziehung lassen das „Vegansein“ am Anfang vielleicht schwierig erscheinen. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, die persönlichen Konsum- und Essgewohnheiten zu hinterfragen. Durch das Internet haben wir die komfortable Möglichkeit, uns die nötigen Infos zu beschaffen und uns auszutauschen. Es zwingt einen ja niemand dazu, von heute auf morgen komplett umzuschwenken – nur darf es in dieser Hinsicht keinen Stillstand geben. Denn egal ob Klima, Tierschutz oder die eigene Gesundheit: Ich finde, für jede*n müsste mindestens ein Grund wichtig genug sein, um den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren oder ganz sein zu lassen.

Sollte einem die rein vegane Lebensweise zu Beginn schwer fallen, kann man, wie ich finde, mit vegetarischer Ernährung gut loslegen. Keine Tiere mehr zu essen ist einfach und praktisch umsetzbar. Was tot, blutig und abgepackt im Supermarkt liegt und was wir kurz und knapp als „Fleisch“ bezeichnen, war mal ein Lebewesen, hat geatmet und Schmerzen empfunden. In diesem Zusammenhang sprechen wir nicht gerne von Tieren, viel lieber von „Nutzvieh“ oder, wie gesagt, von „Fleisch“.

Meiner Ansicht nach ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die omnivore Lebensweise keine Privatsache ist. Denn wenn wir „alles essen“, fügen wir damit anderen Lebewesen und unserer Umwelt schweren Schaden hinzu. Egal ob „bio“ oder vom Discounter – wir züchten, um zu schlachten. Natürlich löst man nicht alle Probleme auf dieser Welt, indem man sich vegan oder vegetarisch ernährt. Aber ich zähle diese Entscheidungen auf jeden Fall zu den einfachen und leicht umsetzbaren, durch die man schon eine Menge bewirken kann.

Und meiner Ansicht nach sollte man schon bei Kindern anfangen und Aufklärungsarbeit leisten. Eltern, die ihrem Kind kein Fleisch zubereiten, werden immer noch als radikal bezeichnet. Ihnen wird vorgeworfen, dem Kind die eigene Lebensweise „aufzuzwingen“. Das ist absurd, denn das ist das, was Eltern eben machen: Dem Kind vorleben, was sie für richtig halten. Das ist kein Aufzwingen, sondern Erziehung.

Klimakrise, Artensterben, Müll überall – die Erde steht vor dem Ökokollaps. Wie radikal müssen wir sein, um ihn noch abzuwenden? Das haben wir uns beim Greenpeace Magazin gefragt. Herausgekommen ist die Serie #Radikaldebatte. Hier lesen Sie persönliche Einsichten und Gedanken über radikale Konzepte im Kampf für eine bessere Welt

Schöner leben ohne Fleisch