Was haben Deutsche, Briten und Vögel gemeinsam? Sie verspüren im Frühling einen starken Drang zu reisen. Doch während Letztere reuelos fliegen können, müssen wir Menschen Routen und Verkehrsmittel überdenken
Als ich gerade über der Frage brüte, wie ein Text zum heiklen Thema Reisen nach Corona beginnen könnte, höre ich von hoch oben über der Stadt den Sound der Freiheit. Nein, ich meine nicht den Düsenlärm der Flugzeuge mit dem Kranich auf dem Seitenruder – der ist seit gut einem Jahr nahezu verstummt. Es sind Kraniche aus Fleisch und Blut unterwegs, fast fünfzig zähle ich, die offenbar eine günstige Thermik erwischt haben. Sie schrauben sich segelnd empor und rufen mir Bodenbewohner ihren Trompetengruß zu: Grus grus. Ihr Anblick macht mich ein wenig neidisch. Reisebeschränkungen sind den Glücksvögeln naturgemäß ebenso fremd wie das Gefühl der Flugscham. Eine kurze Kranich-Recherche im Internet ergibt allerdings, dass sich ihr Flugverhalten im Zuge des Klimawandels dennoch ändert. Die meisten von ihnen ziehen nun nicht erst im März, sondern schon im Februar in den Norden – um dort ihren Artgenossen zuvorzukommen und die besten Brutplätze zu belegen. Das ist wie mit den Handtüchern am Pool, womit ich wieder beim schwierigen Ausgangsthema wäre. Gerade wird heftig über die ersten Mallorcaflüge aus Deutschland gestritten, die trotz Pandemie sofort ausgebucht waren.