Es ist eines der großen Rätsel unserer Zeit, dass die Erwachsenen den Klimaschutz vernachlässigen, obwohl sie doch ihre Kinder so lieben. Letztere müssen ihre Rechte nun vor Gericht erstreiten. Wolfgang Hassenstein findet das beschämend
Auf dem Isebekkanal in Hamburg-Eimsbüttel, an dem ich öfters entlangjogge, beobachte ich seit Wochen ein Haubentaucherpaar. Einmal wäre es fast zur Katastrophe gekommen: Einer der Vögel – die Geschlechter gleichen sich bei dieser Art – bemerkte zu spät ein heranschießendes Ruderboot, konnte aber in letzter Sekunde abtauchen. Danach schwammen die Partner aufeinander zu, spreizten ihre Hauben und keckerten aufgeregt. „Das war knapp“, meinte ich zu hören, und: „So ein rücksichtsloser Idiot aber auch!“
Sein schwimmendes Nest hat das Paar an den Zweigen eines umgestürzten Baumes festgemacht. Eines Morgens war es so weit: Aus dem Rückengefieder von Mutter oder Vater lugten winzige Köpfchen hervor. Haubentaucherküken dürfen eine Zeitlang huckepack mitfahren. Ich fragte mich unwillkürlich, was passieren würde, wenn nun wieder der Ruderer an gerast käme. Das Internet hält dazu eine beruhigende Information bereit: Bei Gefahr können Haubentaucher mitsamt ihren Küken abtauchen. Faszinierend.
Die Brutpflege zählt bekanntlich zu den stärksten Instinkten im Tierreich und brachte sogar die Liebe in die Welt, wie Verhaltensforscher vermuten. Mit Blick auf die Klimakrise habe ich mich schon oft gefragt, warum hier der Schutzinstinkt der Menschen für ihren Nachwuchs versagt. Eine Erklärung könnte sein, dass er vor allem bei direkten Nachkommen und nahen Verwandten greift, da es um den Fortbestand der eigenen Gene geht. Motto: Wir kommen schon durch – was kümmern mich Kinder am anderen Ende der
Welt? Eltern, die ihre Sprösslinge nicht huckepack, sondern im schweren SUV in Kita oder Schule kutschieren, verkörpern diese Einstellung.