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Corona-Krise: Streit um Kommunion mit demselben Löffel in Rumänien
Bukarest (dpa) - Rumäniens orthodoxe Christen streiten erbittert darüber, ob es angesichts der Corona-Krise vertretbar ist, den Wein des Heiligen Abendmahls in der Kirche mit ein und demselben Löffel an ganze Gruppen von Gläubigen zu verteilen. Das Patriarchat in Bukarest hatte als oberste Kirchenleitung die Gruppenkommunion aus hygienischen Gründen bis zum 1. Juni verboten. Der Erzbischof Teodosie in der Schwarzmeer-Stadt Constanta hat diesem Verbot am Samstag zuwidergehandelt. Er verabreichte mehreren Kindern während eines Gottesdiensts den Kommunionswein mit demselben Löffel. Rund 86 Prozent der Rumänen bekennen sich zur orthodoxen Konfession. Seit etwa 900 Jahren wird in der Orthodoxen Kirche die Kommunion auf diese Weise ausgeteilt. Das Gesundheitsamt hatte vorgeschlagen, dass die Kommunion ausnahmsweise mit Wegwerf-Besteck verabreicht werde, wobei es für jeden Gläubigen einen frischen Löffel geben solle. Dies lehnte die Kirchenleitung ab, da dies nicht dem Kanon entspreche. Stattdessen verbot das Patriarchat die Gruppenkommunion ganz und berief sich auf einen Präzedenzfall aus dem Jahr 1829, als das Abendmahl wegen einer Pest-Epidemie ähnlich eingeschränkt wurde. Das Erzbistum Tomis in Constanta erklärte, die Hygienebedenken hätten hierbei keine Geltung, weil die Kirche keine Gaststätte sei und das Abendmahl - Brot und Wein - «keine natürliche» Nahrung darstelle. Vielmehr ernähre dieses die Seele und sei ein Werk Christi. Zudem seien die einzelnen Geistlichen autonom und müssten sich hierbei nicht der Kirchenleitung fügen. In Rumänien sind bisher 1081 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 gestorben. In dem EU-Land mit einer Bevölkerung von rund 18 Millionen hatten sich bis Samstag seit Ausbruch der Pandemie 16 704 Menschen infiziert. Es waren um 267 mehr als am Vortag.