Elf Vorbilder, die Mut machen – Wir zeigen Menschen, die Verantwortung übernehmen: Jugendliche, die ihre Klimabilanz optimieren, ein Kapitän, der Flüchtlinge rettet, ein Landwirt, der das blühende Leben liebt und zwei Lebenskünstler, die von dem leben, was die Natur uns gibt. Diese Selbstversorger stellen wir an dieser Stelle vor: Sarah Mönke und Daniel Becker, beide 29 aus Tharandt in Sachsen.
Kein Konsum, keine Karriere, kein „höher, schneller, weiter“. Lieber bauen Daniel und Sarah ihr eigenes Gemüse und Obst an, heizen ihr Häuschen mit Holz und reparieren ihre Sachen selber. So sparen sie wertvolle Ressourcen wie kaum jemand sonst. Ist so ein Leben überhaupt realistisch in Deutschland? Sie sagen: Was wir machen, kann jeder.
Am Rand des Städtchens Tharandt in Sachsen, oben auf einem Berg, am Ende einer schmalen Straße, haben sich zwei Menschen ihr Paradies erschaffen. Es ist wild, es ist klein, es gehört ihnen. Ihr Grundstück, ihr Häuschen, ihr Selbstversorgergarten, ihr Solarofen, ihr Solartunneltrockner, ihre Laufenten und ihre Bienen. Was den beiden aber am wichtigsten ist: Sie bestimmen über ihr Leben und es sind ihre eigenen Entscheidungen, die sie hier jeden Tag fällen und umsetzen.
Barfüßig gehen Daniel Becker und Sarah Mönke, beide 29 Jahre alt, durch ihren Garten. Seit neun Jahren leben sie hier, kennen jeden Tritt, jede Stufe und jede Pflanze. Auf den ersten Blick wächst alles wild durcheinander. Doch wer genauer hinschaut und den Erklärungen der beiden lauscht, lernt, dass hier nach den Prinzipien der Permakultur gearbeitet wird. Pflanzen, die einander guttun, die sich gegenseitig die Schädlinge vom Stängel halten, stehen nah beieinander. Jedes Jahr rücken die Pflanzenreihen um eine nach vorne, so wird der Boden unterschiedlich beansprucht. Und gegen die Nacktschnecken sind die Laufenten im Einsatz, die nebenbei das eine oder andere Sonntagsei abwerfen. Dort stehen die Tomaten, rot und saftig, gegenüber die Kartoffeln. Zucchini, Auberginen, Zwiebeln und Kräuter.
„Zehn Stunden pro Person pro Woche, so viel Arbeitszeit kostet uns der Garten“, hat Daniel ausgerechnet. „Wir wollen ein gutes Leben führen“, sagt er. „Das heißt für uns“, ergänzt Sarah, „keinen Job zu machen, der uns aufreibt, sondern den Moment und die Einfachheit zu genießen. Freude daran zu haben, Kartoffeln zu ernten, nichts zu tun, den Vögeln zu lauschen.“ Ist etwas kaputt, reparieren sie es selbst. Wollen sie etwas wissen, lernen sie es. Nach Dresden fahren sie mit dem E-Bike, und geflogen wird sowieso nicht. Die beiden sehen sich als Teil der Postwachstumsbewegung, lehnen Konsum und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ab.
Höher, schneller, weiter – da machen sie nicht mit. Bekommen sie Besuch von der Welt da draußen, staunen die Gäste, sind ein bisschen neidisch, spüren die Ruhe und Entschleunigung des Ortes. Sarah und Daniel haben es einfach getan, haben sich aus dem System genommen, so weit das in Deutschland möglich ist. „Wir erleben hier eine Selbstwirksamkeit, für die man erst einmal Zeit haben muss. Der Bau des Solarofens, das Gärtnern, das Imkern, all das haben wir uns selber beigebracht, weil wir es wollten“, sagen sie unisono. Klar läuft nicht immer alles rund: Im Winter ist es bitterkalt, wenn sie nicht heizen.