Liebe Leserinnen und Leser,

Diese Woche haben wir die vorletzte Ausgabe des Greenpeace Magazins fertig produziert – eine Berg- und Talfahrt im wahrsten Sinne, emotional wie thematisch. Ende Juli wird sie in Ihren Briefkästen liegen, der Abschied naht. 

Viele Leserinnen und Leser haben uns in den vergangenen Monaten geschrieben und erzählt, was ihnen das Magazin bedeutet. Für Susanne B. zum Beispiel ist es die „Nabelschnur“ zu den „wirklich wichtigen Themen unseres Planeten“. Claudia F. liest es seit fast dreißig Jahren, „mal tief beglückt, mal aufgerüttelt, mal mit euch verzweifelnd“. Und Markus B. klebte mit seiner Greenpeace-Gruppe 1993 sogar Plakate, „um für das GPM zu werben“. Die Nachrichten haben uns – das langjährige Redaktionsteam – berührt. Denn wie Sie sich denken können, arbeiten wir nicht zufällig hier. 

Unabhängigen Umweltjournalismus sehen wir als Teil von etwas Großem, Wichtigem. Als wir im vergangenen Jahr vom Ende des Greenpeace Magazins aus wirtschaftlichen Gründen erfuhren, war es daher nicht nur der Verlust unserer Arbeitsplätze, der uns aufwühlte, sondern vor allem der Verlust des Magazins, einer Institution für fundierten Umweltjournalismus. Wir dachten: Das kann und darf es nicht gewesen sein. Nicht jetzt, da Klimakrise und Artensterben eskalieren und Desinformation grassiert, nicht, da mehr auf dem Spiel steht als je zuvor. 

Noch am selben Tag war uns klar: Fortsetzung folgt! Wir – das GPM-Kernteam – gründen ein neues Umweltmagazin.

atmo – wie Anfang

Ein Name war schnell gefunden. An einem Vormittag im November, an dem wir Ideen auf Karteikarten kritzelten und Klebepunkte verteilten. Wir sind sehr diskussionsfreudig, aber über „atmo“ waren wir uns schnell einig. atmo wie Atmosphäre, wie die Luft, die wir atmen, das Klima, in dem wir uns bewegen, die Grundlage unserer zerbrechlichen Existenz. „Die Atmosphäre verbindet alle Menschen miteinander und alle Menschen mit allem Leben, das wir kennen“, schrieb meine Kollegin Katja Morgenthaler neulich. „Jeder Mensch, den es gibt und je gab, hat in dieser Atmosphäre gelebt, dieser hauchdünnen Schicht, die unseren Planeten umhüllt. In ihr spielt sich jegliches Wetter ab, in ihr erhitzt sich gerade das Klima auf lebensbedrohliche Weise.“

Zum anderen steht atmo für Stimmung. Und auch diese hat sich in letzter Zeit immer schneller, immer stärker erhitzt. Lautstarke Akteure hintertreiben effektiven Klimaschutz und diffamieren oder bedrohen gar Menschen, die sich dafür einsetzen.

Mit atmo wollen wir dem aufgeheizten Klima in Gesellschaft und Atmosphäre entgegentreten – mit einem Umweltjournalismus, der Haltung zeigt und voller Fakten, hilfreicher Argumente und guter Lösungen steckt. Dieser journalistische Teil war uns also schnell klar.

Ein Unternehmen zu gründen, war dann schwieriger: Wir legten Ersparnisse zusammen und, wie man auf Business-Deutsch so sagt, eine „steile Lernkurve“ hin. Ende Februar gründeten wir die gemeinwohlorientierte atmo Media GmbH. Das heißt: Mögliche Gewinne fließen zurück in den Unternehmenszweck: den unabhängigen Umweltjournalismus.

Klar ist es gewagt, ein gedrucktes Magazin zu gründen – in diesen Zeiten. Aber was ist nicht gewagt in diesen Zeiten? Greenpeace prägte einst den Slogan: „Taten statt Warten!“ Er hat viele inspiriert – auch uns.

Lust auf Zukunft

Wir wollen nicht schweigend zusehen, wie eine laute Minderheit weiter die Debatten verzerrt. Denn der Mehrheit liegt der Schutz der Lebensgrundlagen am Herzen, sie hofft auf Lösungen und will fundiert und faktenbasiert informiert werden. Umfragen zeigen das immer wieder. Die Menschen vertrauen unabhängigem Journalismus.

Deswegen sehen wir große Chancen in einem Umweltmagazin, das dranbleibt, wenn die Dinge wieder rückwärts gehen. Wenn fossile Konzerne Unsummen in neue Öl- und Gasfelder stecken. Wenn sich die Plastikproduktion zu verdoppeln droht. Wenn Deutschland den Ausbau des Bahnnetzes zusammenstreicht.

Kein Öko-Rückschritt ohne Medienecho!

Das Gute ist: Vieles ist schon geschafft. Es gibt unzählige Geschichten von jenen, die schon vorangehen, vom funktionierenden Wandel – im Großen wie im Kleinen. Der Solarausbau boomt. Architekten „recyceln“ Häuser, anstatt sie abzureißen. Bürgermeisterinnen schaffen Platz für Fahrräder und öffentliches Leben.

Wir wissen von Leserinnen und Lesern, die ebenfalls anpacken und zeigen, wie Zukunft geht. Da ist was in Bewegung. Und davon wollen wir in atmo erzählen. Denn auch wir haben Lust auf Zukunft.

Der Plan

Wie geht es also nun weiter, mit uns, mit dem neuen Magazin? Bis Ende August stecken wir unsere Energie noch in die letzte Ausgabe des Greenpeace Magazins. Es wird ein buntes Heft: Wir stöbern nicht nur in der Vergangenheit. Es geht auch um den Umweltjournalismus von morgen. Denn die Zukunft ist ja auch noch da!

Ab September, wenn Sie die letzte Ausgabe in Ihren Briefkästen haben, krempeln wir die Ärmel hoch für atmo.

Was bleibt, was kommt? Das entwickeln wir gerade gemeinsam mit Leserinnen und Lesern. Mit einigen haben wir gesprochen, andere nehmen über unseren atmo-Newsletter an Umfragen teil. 

Klar ist: Die Haltung der Redaktion bleibt dieselbe. atmo wird Umwelt, Natur und Klima als das zeigen, was sie sind: die wichtigsten Themen unserer Zeit, die überall hineinwirken. In Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die „Wegweiser“ werden mit umziehen. Und atmo wird es – 84 Seiten stark – sechsmal im Jahr geben. Optisch weiterhin anspruchsvoll.

Manches werden wir aber auch erneuern: In einem Dossier erklären wir Ausgabe für Ausgabe ein komplexes Umweltthema wie die Wärmewende mit Infografiken und Fakten so verständlich, dass man mitreden kann. Im Debattenressort lassen wir respektvoll über Reizthemen wie die „neue Gentechnik“ streiten. Und wir liefern Argumente für den Alltag. Falls es auf der Grillparty mal wieder heißt: „Deutschlands CO₂-Ausstoß fällt doch gar nicht ins Gewicht!“ Oder so.

Auf Wiedersehen?

Aber: Das alles wird es nur geben, wenn genügend Menschen atmo vorbestellen. Mindestens 17.000 Abos braucht das Magazin, damit es ab Anfang 2025 erscheinen kann. Schaffen wir, schafft das Team das nicht? Dann sagt es auf gut Hamburgisch Tschüss! Schöner wäre: Auf Wiedersehen bei atmo.

Sie möchten auch einen Blick hinter die Kulissen der atmo-Gründung werfen? Melden Sie sich gern für den atmo-Newsletter an. So bleiben wir in Kontakt. Und Sie erfahren dort auch von der ersten Kolumne, die meine Kollegin Kerstin Eitner für atmo schreiben wird. Denn, ja, welch Glück, auch Kerstin mit ihrer unverwechselbaren Feder wird, wie sie hier neulich schrieb, zu atmo „rübermachen“.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende in guter Atmosphäre!

Unterschrift Frauke Ladleif

Frauke Ladleif
Redakteurin

Mehr zum Thema

Leseecke

Sonnige Zukunft

Wie Sie vom Solarboom profitieren können

MEHR BEITRÄGE