Wenn es um tierische Rückkehrer geht, denkt man an Wölfe oder Kraniche, aber nicht unbedingt an riesige Hirsche mit Schaufelgeweih. Dabei lebte im Mittelalter auch Alces alces, der Elch, in Mitteleuropa – und schickt sich nun an, es wieder zu tun. Im Nachbarland Polen ist der Bestand infolge von Wiederansiedlungsprojekten und einem seit 2001 geltenden Jagdverbot schon auf rund 30.000 Exemplare gestiegen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis es Pioniere auch nach Deutschland zieht. Flüsse wie Oder und Neiße durchschwimmen die wasserliebenden Huftiere problemlos.
„Zehn bis fünfzehn Elche tauchen jährlich bei uns auf“, berichtet Frank-Uwe Michler von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, „meist im ostdeutschen Raum, manchmal auch in Bayern.“ Die meisten kehren bald nach Polen oder Tschechien zurück, einige wurden geschossen oder überfahren. Ein junger Bulle namens Bert aber ist gekommen, um zu bleiben. Er hat den Naturpark Nuthe-Nieplitz südlich von Potsdam zu seinem Heimatrevier erkoren.
Wildbiologe Michler hat das Tier Anfang 2018 mithilfe eines Narkosegewehrs betäubt und ihm ein gelbes Halsband mit GPS-Sender umgehängt. Seitdem verfolgt er dessen „Raumnutzung“ und veröffentlicht demnächst eine Auswertung. Das Ergebnis: Die meiste Zeit verhält sich Bert vorbildlich. Er meidet Siedlungen, überquert nur selten Straßen, und wenn doch, dann bevorzugt über Grünbrücken. Bert hat inzwischen viele Fans. Der Bürgermeister der Gemeinde Nuthe-Urstromtal ließ ein Schild mit Elch-Silhouette aufstellen und dem amtlichen Hinweis: „Einstandsgebiet“.