Braune Flecken auf weißem Eis – schön ist das nicht. Aber aufschlussreich, wenn es darum geht, den globalen Bestand der Kaiserpinguine zu ermitteln. Peter Fretwell und Philip Trathan vom Forschungsprogramm British Antarctic Survey haben anhand von Satellitenfotos großflächige Kotrückstände von Aptenodytes forsteri in der Antarktis aufgespürt und so acht bisher unbekannte Kolonien der größten Pinguinart ausfindig gemacht. Ihr Fachartikel inspirierte Journalisten in aller Welt zu launigen Überschriften wie „Penguin poo gives a clue“ (Pinguin-Kacke gibt einen Hinweis).
Das ist zunächst mal eine gute Nachricht: Mit 25.000 bis 55.000 Pinguinen an den acht neuen Standorten wächst der geschätzte Weltbestand der populären Vogelart schlagartig um fünf bis zehn Prozent. Anhand der hochauflösenden Bilder der Sentinel2-Satelliten im ESA-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus wurden überdies drei Kolonien „wiederentdeckt“, insgesamt liegt die Zahl der bekannten Ansiedlungen nun bei 61.
Auffallend ist ihre recht gleichmäßige Verteilung rund um die Antarktis, wohl aufgrund von Nahrungskonkurrenz. Die Forscher machten sich das Wissen über die üblichen Abstände zunutze, indem sie auffallend große Lücken zwischen den bekannten Standorten besonders genau unter die Lupe nahmen. „Wir haben wochenlang auf den Bildschirm gestarrt“, berichtet Fretwell.
Doch die frohe Kunde verbinden die Autoren der Studie mit einer Warnung. Sie fürchten nämlich, dass ihre Entdeckung die Zukunftsprognose der Kaiserpinguine kaum verbessert. Forscher um die Biologin Stéphanie Jenouvrier von der Woods Hole Oceanic Institution in Massachusetts hatten kürzlich mit einem kombinierten Klima- und Populationsmodell gezeigt, wie enorm wichtig konsequenter Klimaschutz für das Leben in der Südpolarregion ist. Bei ungebremsten Treibhausgasemissionen werden demnach bis Ende des Jahrhunderts achtzig Prozent der Kaiserpinguin-Kolonien aufgrund der Eisschmelze „praktisch erloschen“ sein. Fretwell und Trathan betonen, dass auch der Fortbestand der jetzt neu entdeckten Kolonien ohne eine rasche Emissionsminderung unwahrscheinlich ist.
Doch zum Schluss noch etwas Positives: Jenouvrier und ihr Team haben auch simuliert, wie sich die Populationen entwickeln, wenn die Menschen den Kampf gegen den Klimawandel gemäß dem Pariser Klimaabkommen aufnehmen. Gelingt es, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, verschwände nach den Berechnungen nur jede fünfte Kolonie, bei zwei Grad ein knappes Drittel. Auch die anhand der Kotspuren neu entdeckten Kolonien hätten dann noch eine Chance.