Wegweiser
Falko Saalfeld und Mark Schatz
Hier spricht Mutter Erde
Eigentlich ist Falko Saalfeld (rechts) ein rationaler Typ. „Ich war nie spirituell veranlagt“, sagt er. Irgendwann wurde ihm klar, dass Fakten im Kampf gegen die Klimakrise nicht reichen. Dass der Mensch nicht aufhört, die Natur zu zerstören, wenn er nichts für sie empfindet.
Dank seiner Erfindung, dem Mutter Erde Telefon, kann man nun ganz bequem bei unserem Planeten anrufen. Mittels künstlicher Intelligenz (KI) gibt ein altertümlich wirkender Apparat mit Mini-Computer im Inneren unserer Welt eine Stimme. Statt einer Wählscheibe ziert eine herzförmige Erde das schwarze Gehäuse. Hebt man den Hörer ab und spricht Mutter Erde mit ihrem Namen an, meldet sich eine weibliche Stimme: „Hallo Mensch! Du darfst mir drei Fragen stellen. Also überlege gut.“ Die Antworten der KI basieren auf der Allgemeinen Erklärung der Rechte von Mutter Erde, die Umweltverbände mit Aktivistinnen und Aktivisten – darunter viele aus dem globalen Süden – für die Vereinten Nationen verfasst haben. Auch indigenes Wissen bezog Saalfeld ein. Als weißer Mann aus einem Industrieland fand er es anmaßend, zu entscheiden, wie Mutter Erde tickt.
Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie, engagiert der 37-Jährige Berliner sich seit vier Jahren bei Extinction Rebellion. Auch wenn Saalfeld die Aktionen der Bewegung gefallen, findet er es oft zu abgehoben, wie die Beteiligten über das Klima sprechen. Wer könnte da nahbarer vom Zustand der Erde erzählen als der gebeutelte Planet selbst? Am häufigsten wollen Anrufende wissen, wie es der Erde gehe, wie das Klima künftig aussieht und ob die Menschheit überlebt. Die KI, die Deutsch und Englisch spricht, antwortet dann etwa so: „Es geht mir gut, aber ich habe viele Wunden. Vergesst nicht: Der Klimawandel wird euch mehr betreffen als mich. Ihr seid selbst für eure Zukunft verantwortlich.“
Mit seinen Mitstreitern Mark Schatz (links) und Hagen Plum hat Falko Saalfeld bisher sechs Mutter-Erde-Telefone gebaut und in Museen, Ausstellungen oder bei Konferenzen aufgehängt. Alle Teile sind für den Nachbau frei erhältlich, bis auf die KI – daran arbeitet das Team noch. „Damit möglichst viele Menschen umdenken.“