Wegweiser

Haeng ok Kim & Wolfgang Bucher

„Wir wollten zeigen, dass es geht.“
Haeng ok Kim & Wolfgang Bucher

Mit Leidenschaft für deutschen Tee

Er ist Biologielaborant, sie gelernte Krankenschwester. Er kommt aus dem Odenthal, sie aus Südkorea. Zusammen beackern Wolfgang Bucher und Haeng ok Kim Deutschlands erste Teeplantage. Vor 25 Jahren begann das Paar mit einigen Pflanzen im eigenen Garten, heute wachsen an einem Berghang, 213 Meter hoch, 15 Kilometer von Köln entfernt, Tausende. Es sind kälteresistente Varianten der Art Camellia sinensis.

„Der Boden ist schwer, lehmig und steinig und hat einen sauren pH-Wert. Das führt zu komplexeren Tees. Die Hanglage ermöglicht einen guten Wasserabfluss“, erklärt Bucher, der den Boden regelmäßig mit Stroh abdeckt. Im Winter wärmt dies die Wurzeln und schützt vor Frost, im Sommer vor Austrocknung. Außerdem düngen die beiden im Frühling mit Hornspänen und Knochenmehl, im Herbst mit Kalium. „Wir arbeiten ökologisch“, sagt Bucher stolz.

1976 begann er, sich für Tee zu interessieren und traf bei einer Reise nach Korea Kim, die in einem Kloster gelernt hatte, wie man aus Samen Pflanzen zieht. Fünf Jahre dauert es bis zur ersten Ernte, bei der an jedem Zweig nur die Blüte und die oberen beiden Blätter entnommen werden. 1997 heirateten sie, Kim kam mit ins Odenthal und mit ihr die Idee, Tee in Deutschland anzubauen. „Wir wollten zeigen, dass es geht“, sagt Bucher. Heute sind beide in Rente und fast jeden Tag auf ihrer Plantage. Ein Kilo geerntete Blätter ergeben 250 Gramm Tee.

Der Anbau hierzulande ist teurer, könnte aber viele Emissionen einsparen, die beim Transport anfallen: 2022 importierte Deutschland 51.000 Tonnen Tee aus Ländern wie China, Indien und Sri Lanka. Bucher und Kim kommen auf bis zu elf Kilo im Jahr. Einen Teil verkaufen sie, einen anderen Teil verwenden sie für Seminare, den Rest gießen sie selbst auf. „Morgens genießen wir grünen Tee, mittags gelben Tee, nachmittags einen Oolong Tee und am frühen Abend noch einmal einen schwarzen.“

Akribisch notieren sie, welche ihrer Pflanzen den besten Tee hervorbringt, und züchten sie nach. Ihr Tschanara, übersetzt Teegarten, ist mehr als ein Hobby: Er ist Mission und Lebensinhalt geworden.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 5.24 "Mut". Das Greenpeace Magazin erhalten Sie als Einzelheft in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel, alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!

Haeng ok Kim & Wolfgang Bucher