Wegweiserin

Rita Ebel

„Mit meinen Lego-Rampen helfe ich, statt zu nörgeln.“
Rita Ebel

Zugang für alle – Steinchen für Steinchen
Hindernisse zu überwinden ist Rita Ebels Leidenschaft. Und das tut sie mit Willenskraft – und Legosteinen. Die 64-Jährige baut da raus Rampen, über die Menschen im Rollstuhl zum Beispiel über die Stufe vor Geschäften gelangen. Ebel sitzt selbst seit 27 Jahren im Rollstuhl und weiß: „Was für die meisten nur ein kleiner Absatz ist, kann für mich und andere eine große Hürde sein.“

Noch immer sind viele Gebäude für Menschen im Rollstuhl unzugänglich. Der Umbau ist vielen Hauseigentümern zu teuer. „Ich könnte mich über jedes Haus ärgern, das nicht behindertengerecht gebaut wird“, sagt Rita Ebel, „aber mit meinen Rampen kann ich etwas tun, statt zu nörgeln.“

Vor drei Jahren las Ebel einen Bericht über Rampen aus Lego in Bielefeld, die sogar schwere Elektrorollstühle tragen. Sie kontaktierte die Erfinderin, ließ sich eine Bauanleitung schicken und fing an, in ihrer Heimatstadt Hanau Lego-Spenden zu sammeln.

Es dauerte einige Monate, bis sie genug Steine für das erste Bauwerk zusammen hatte. Doch zunächst zeigte niemand Interesse. Eine Restaurantbesitzerin sagte ihr, sie habe keine Kunden mit Rollstuhl. „Ja, warum wohl, wenn die nicht in ihr Geschäft reinkommen?“, sagt Rita Ebel. Schließlich fand sich doch noch ein Laden in der Innenstadt, und Ebel legte los. Für eine typische Rampe braucht sie rund 15 Kilo Legosteine, Industriekleber und zwischen fünf und fünfzig Stunden Zeit – je nach Rampendesign.

Weitere Aufträge folgten schnell. Inzwischen ist Rita Ebel als „Lego-Oma“ bekannt und baut ihre bunten Schrägen mit einem neunköpfigen Team. 78 haben sie schon errichtet, 24 davon stehen in Hanau, zwei in Italien, vier in Österreich und eine in Paris. Da sie Anfragen aus der ganzen Welt bekamen, ließen sie die Bauanleitung in neun Sprachen übersetzen.

„Unsere Rampen machen vielen Menschen das Leben leichter und das Thema Barrierefreiheit sichtbarer – das macht mich sehr stolz“, sagt Ebel. Solange ihr Steine gespendet werden, will sie weiterbauen. Genügend Hindernisse gebe es ja noch, sagt sie.

Rita Ebel