Liebe Leserinnen und Leser,

Liebe Leserinnen und Leser,

wo erreiche ich Sie? Auf einem Handtuch am Strand – Sonnenblinzeln, Meeresrauschen, Möwenrufe? Oder in der Sommerfrische auf der Alp – Fernblick, Bergpanorama, Dohlenrufe? (Und sagen Sie jetzt bitte nicht: Im Büro!) 

Die meisten Menschen sind in Sachen Urlaub ja entweder Team Berge oder Team Meer. In meiner Familie, die zur Hälfte schweizerische Wurzeln hat, sind es klar die Berge. Nur ein Umzug mitten in den Schulferien verhindert, dass wir diesen Sommer durch den dramatisch schönen, hochalpinen Triglav-Nationalpark in Slowenien wandern. 

Mit den hohen Bergen ist es ein bisschen wie mit Koriander. Man liebt sie oder man hasst sie. „Es ist nicht so, dass ich die Berge hasse“, schrieb mal ein Autor der Neuen Zürcher Zeitung, „ich hasse es nur, in den Bergen zu sein.“ Was er meinte, war: den Gesetzen der Natur ausgeliefert zu sein. Es ist wahr: Die Kräfte, die in den Bergen wirken, sind gewaltig, manchmal sind sie Gewalt. Und es wird Sie nicht überraschen, wenn ich schreibe, dass der Mensch selbst inzwischen eine dieser Kräfte ist. 

Von Alpenwandel und Übertourismus

Die Alpen mögen massiv wirken – Gipfel, die erhaben und kühl über dem menschlichen Klein-Klein stehen. Doch die Alpen sind auch fragil. Hier erhitzt sich das Klima doppelt so schnell wie im Rest der Welt. Das einstmals ewige Eis des Permafrosts, der Stoff, der viele Felswände hoch oben über Jahrtausende zusammenhielt, es taut. Die Folge sind instabile Wände, Berg- und Felsstürze. Auch Starkregen und Schlammlawinen werden häufiger. Der Berg rutscht und verändert sein Antlitz für immer. 

Über den rasanten Alpenwandel berichten wir in der neuen, der vorletzten Ausgabe des Greenpeace Magazins, die Sie heute in Ihrem Briefkasten oder in unserem Warenhaus finden.

Unsere Reporter Gero Günther und Peter Neusser haben sich in den Alpen auf die Spur des schmelzenden Frosts begeben: Sie haben mit Wissenschaftlerinnen gesprochen, die das große Tauen mit Sensoren überwachen, um rechtzeitig warnen zu können, mit Bergführern, die Routen heute anders planen als früher, mit Ingenieurinnen, die Schutzdämme bauen. Mit Menschen, die ganz einfach mit dem Risiko leben, weil das Leben in den Bergen eben schon immer existenziell herausfordernder war als im Flachland.

Ein Thema, das viele Einheimische mehr bewegt, ist die Lawine, die Saison für Saison den Berg hinauf gerollt kommt: der Übertourismus, den viele Berglerinnen und Bergler so langsam satt haben. In der Region der ikonischen Drei Zinnen schadet der Unesco-Status Weltnaturerbe inzwischen mehr, als er nutzt, glaubt sogar die Tourismusdirektorin. Unsere Autorin Barbara Bachmann, selbst Südtirolerin, hat mit ihr und fünf weiteren Verantwortlichen vor Ort über Drohnen, Instagram und Coffee-To-Go-Wünsche im alpinen Gelände gesprochen. Es war ein denkwürdiges Drei-Gipfel-Treffen. 

Außerdem geht es im Schwerpunkt Berge um robuste Bienen im Kaunertal, die der Klimakrise trotzen.

Vom grünen Wiederaufbau

Falls sie im Herzen eher die Tiefebenen tragen und für Sie insgeheim ein Berg aussieht wie der andere, finden Sie (weitere) spannende Themen wie immer in unserem „Teil 2“. 

Mein Kollege Fred Grimm hat recherchiert, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht nur die Menschen trifft, sondern auch Tiere, Wälder, Flüsse, wie er unersetzbare Naturschätze zerstört. Sein Report ist aber kein Stück der Hoffnungslosigkeit geworden. Denn Fred hat mit Fachleuten und Freiwilligen gesprochen, die den Ökozid im ganzen Land dokumentieren und sich für einen nachhaltigen Wiederaufbau einsetzen. Jetzt schon und jetzt erst recht. 

Die Ukraine, schreibt Fred, ist mit „ursprünglichen Steppenlandschaften, uralten Wäldern und vielen Mooren gesegnet“. Sie versammelt allein 35 Prozent der europäischen Biodiversität. Es ist, finde ich, ein bewegender Text über kluge, mutige Menschen in einem schönen Land geworden. Und über die Frage: „Wie baut man die Welt von morgen, wenn um einen herum gerade alles zusammenbricht?“

Außerdem lege ich Ihnen diesmal alle unsere Rubriken besonders ans Herz. Denn die meisten davon – sei es der „Service“, der diesmal grüne Videospiele auf dem Schirm hat, das „Tier auf Sendung“ mit hilfreichen Tigerhaien oder auch unsere letzte Seite „Und nun zum Klima“ – erscheinen in dieser Form bereits zum letzten Mal. Im allerletzten Greenpeace Magazin, das am 13. September erscheint, werden wir den Rahmen des Gewohnten verlassen und – na ja, Sie werden schon sehen. 

Von Ende und Anfang

Doch es geht nicht nur etwas zu Ende, es beginnt auch etwas Neues. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich – die langjährige GPM-Redaktion – gründen gerade ein neues unabhängiges Umweltmagazin. atmo soll es heißen und die Lücke schließen, die das Greenpeace Magazin nach seinem Ende hinterlässt. Über unsere Arbeit an atmo berichten wir im aktuellen Greenpeace Magazin auf zwei Seiten. 

Wieso wir ein neues gedrucktes Magazin gründen, in diesen Zeiten? (Gerade in diesen Zeiten!) Wie viele Abos bis Ende des Jahres vorbestellt werden müssen, damit atmo wirklich starten kann? Was der Name atmo überhaupt bedeuten soll? Antworten auf diese und noch mehr Fragen finden Sie also ebenfalls in dieser Ausgabe. Oder auch in digitaler Form direkt auf der Website von atmo

Ich freue mich, wenn Sie dort vorbeischauen und sich ein bisschen umsehen. Dort können Sie sich auch für den atmo-Newsletter anmelden. Sie erhalten dann einen Blick hinter die Kulissen der atmo-Gründung und zum Beispiel die Möglichkeit, über die ersten Recherchen abzustimmen. 

Und nun wünsche ich Ihnen einen schönen restlichen Sommer! Am Meer, in den Bergen, auf dem Balkon – wo auch immer. Hauptsache mit einem guten Magazin an Ihrer Seite.

Herzlich

Ihre

Katja Morgenthaler

Unterschrift

Katja Morgenthaler
Redakteurin