Liebe Leserinnen und Leser,

der Abschied naht – das allerletzte Greenpeace Magazin ist erschienen, und auch diese kleine Kolumne und ich, immerhin seit 2016 zusammen im Einsatz, heben die Hand zum letzten Gruß.

Wir sind nicht die Einzigen, die sich verabschieden. Dem abwechselnd zu nassen und zu heißen Sommer mussten wir schließlich doch Adieu sagen und mit ihm all den Menschen in Strandkleidung (Shorts, bauchfreie Shirts, Badeschlappen), die gerade noch die aufgeheizten Großstädte bevölkert haben. Andernorts machen unterdes sintflutartige Regenmengen und Schneefall in höheren Lagen klar: Die Klimakrise nimmt keineswegs Abschied, eher Anlauf.

Manches hat sich schon vor längerer Zeit mehr oder weniger leise davongeschlichen. Das recht stabile und nachgerade gemütliche Drei-, Vier- oder Fünfparteiensystem, in dem die meisten sich gern in der Mitte verorteten. Die Gewissheit, in einem prosperierenden und starken Gemeinwesen zu leben, mit immerwährendem Wirtschaftswachstum, einer funktionierenden Infrastruktur, guten Aufstiegschancen, einem robusten Sozialsystem und einem wachsenden Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz sowie Menschenrechte, auch jenseits linksgrüner Milieus.

Vielleicht hat es all das nie wirklich gegeben, jedenfalls nicht in reiner Ausprägung und/oder nicht überall. Heute stattdessen: Deutschland, ein nebelgraues Jammertal kurz vor dem Untergang, erschaffen zu einem großen Teil unter tatkräftiger Mitwirkung populistischer Parteien und der nicht wirklich sozialen Netzwerke, monothematisch auf (illegale) Migration fokussiert und im Begriff, die Zugbrücke hochzuziehen. Europa? War da was?

Irgendwann werden wir uns auch von Kohle, Öl und Gas verabschieden, vermutlich in dieser Reihenfolge und höchstwahrscheinlich früher, als wir glauben, weil diese Energieformen einfach zu teuer werden und Teile der Versicherungswirtschaft sie mangels Rendite nicht mehr versichern wollen. Sogar in den USA wurde in den ersten sieben Monaten dieses Jahres mehr Energie aus Wind- und Sonnenergie erzeugt als aus Kohle. Eines Tages droht selbst dem so geliebten Verbrenner das Aus, auch wenn das heute noch viele nicht wahrhaben mögen.

Für das Ende des Greenpeace Magazins kann man ausnahmsweise mal nicht die Ampel (von der wir uns nächstes Jahr sicher auch werden trennen müssen) verantwortlich machen. Aber sang- und klanglos verschwinden will weder die Redaktion noch diese Kolumne. Statt Abschiedsliedern bietet sich hier der Beatles-Song „Hello, Goodbye“ an, denn seit Monaten wird leidenschaftlich und unablässig am Stapellauf des neuen unabhängigen Umweltmagazins atmo gewerkelt. Meine Kolumne und ich dürfen dürfen im Erfolgsfall als Beiboot mit Besatzung dort andocken.

Wie gesagt: im Erfolgsfall. Hier kommen Sie ins Spiel. Das wird nämlich nur was, wenn bis Dezember 17.000 Abo-Vorbestellungen bei atmo eintrudeln. Und nein, ein Abo des Greenpeace Magazins wird nicht automatisch in eines für atmo umgewandelt, man muss dafür selbst aktiv werden. Was heißt hier aktiv, ein paar Klicks, und die Sache ist erledigt. Übrigens: Auch wenn das neue Magazin werbefrei bleiben wird, für das Projekt als solches darf, soll, ja muss selbstverständlich so umfassend wie hemmungslos geworben werden. Im Freundes- und Bekanntenkreis. Bei Verwandten, Kolleginnen und in der Nachbarschaft. Auf Geburtstags-, Jubiläums- und sonstigen Feiern. Im Kegel- oder Segelclub. Gern auch auf LinkedIn oder Instagram, wo sich atmo bereits tummelt wie ein Fisch im Wasser.

Alsdann, nett war’s mit Ihnen. Danke für viele ermunternde und auch kritische Mails und auf ein frohes Wiederlesen im nächsten Jahr! Das letzte Wort hat einer, der für alle Lebenslagen was Passendes parat hatte, nämlich Goethe: „Heute geh ich. Komm ich wieder/ Singen wir ganz andre Lieder./ Wo so viel sich hoffen läßt/ Ist der Abschied ja ein Fest.“

Unterschrift

Kerstin Eitner
Redakteurin