Liebe Leserinnen und Leser,

man nehme die politische Großwetterlage, addiere die Zeitumstellung in der Nacht zum Sonntag und multipliziere mit den unweigerlich herannahenden dunklen und sicher auch kühleren Wochen. Was kommt raus? Trübsal.

Da Düsteres bis Dystopisches derzeit in den Medien überwiegt und ein Chor von Nörgel-, Mecker- und Klagestimmen sozusagen das Grundrauschen bildet, möchte ich Ihnen zum Oktoberausklang als Stimmungsaufheller eine kleine Erfrischung vom Optimismusbüfett reichen. Ja, es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Bitte greifen Sie zu.

Beginnen wir in den USA. Ein wenig beachteter Report von Analysten der Investmentbank Crédit Suisse kommt zu dem Schluss, der Inflation Reduction Act (IRA), Bidens Klimapaket, wiewohl geschrumpft, werde die Klimawirtschaft „explodieren“ und einen Boom für Erneuerbare und Wasserstofftechnik nebst positivem Arbeitsplatzeffekt entstehen lassen. Bereits ohne IRA verzeichnete die Solarenergie in den USA 2021 einen Rekordzuwachs, wobei ein Drittel der installierten Kapazität, wer hätte das gedacht, auf den Öl- und Cowboystaat Texas entfiel. Was Wunder, die Kosten für Solartechnik sind seit 2010 um 75 Prozent gefallen. Das US-Agrarministerium wiederum will die Unterstützung für „klima-smarte“ Landwirtschaft mehr als verdreifachen.

Unterdessen, in der südlichen Hemisphäre: Australien habe die Bevölkerung der Torres-Strait-Inseln nicht ausreichend und rechtzeitig vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt und müsse sie dafür nun entschädigen, befand die UN-Menschenrechtskommission (die Inseln gehören teils zu Papua-Neuguinea, teils zu Australien). Neuseeland, dem der Meeresspiegelanstieg zu schaffen macht, hat einen Generalstabsplan vorgelegt, um sich gegen klimabedingte Katastrophen zu wappnen und plant überdies, seine Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren – unter anderem durch die Besteuerung von Kuh- und Schafspupsen.

In Europa dürfen wir das Mar Menor in Spanien im Kreis der Ökosysteme begrüßen, die Personenstatus genießen – was hoffentlich zur Rettung der bedrohten Lagune in letzter Sekunde beiträgt. Wir gratulieren Litauen zu Platz 1 in Europa bei der energieeffizienten Gebäudenachrüstung und Griechenland, weil es sich kürzlich erstmals ein paar Tage lang ausschließlich mit Ökostrom versorgt hat. Voll Wohlwollen blicken wir ferner auf die niederländische Stadt Eindhoven, die ihre Bürgerinnen und Bürger bewegen will, Laubbläser und Harke beiseite und die Herbstblätter einfach liegen zu lassen. Wer das nicht über sich bringt, darf das Laub in einem der 200 eigens aufgestellten „bladkorven“ (Blätterkörbe) deponieren, damit es zu Kompost verarbeitet werden kann.

Rotterdam, ohnehin eine der interessantesten Städte Europas, wenn nicht der Welt, schickt sich nun endgültig an, grüne Zukunftsstadt zu werden. Auf so was müssen wir hierzulande wohl noch ein bisschen warten, obwohl Deutschland, genauer gesagt Dresden, immerhin mit dem weltweit ersten Haus aus Carbonbeton aufwarten kann. Und bald auch mit einer renaturierten Havel.

Wer weiß, womöglich ist in einem Land, in dem der Bayern-Stürmer Thomas Müller sich partiell vegan ernährt und Audi-Chef Markus Duesmann ein Tempolimit sowie autofreie (Sonn-)Tage befürwortet, umwelt- und klimapolitisch noch nicht alles verloren. Wie wäre es da mit einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz? Immerhin hat dieser schon vor einiger Zeit versprochen, den Naturschutz mit 1,5 Milliarden Euro zu unterstützen. Jetzt bitte noch rechtzeitig zum Klimagipfel im ägyptischen Scharm-El-Scheich, der am 6. November beginnt, den Turbo, gern auch den Triple-Wumms, beim Ausbau der erneuerbaren Energien anwerfen!

Ungeachtet der gestiegenen Nutzung fossiler Energien infolge des Ukraine-Krieges dürften dieses Jahr übrigens die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien wie Sonne und Wind erstmals über denen in Öl und Gas liegen.

Zugegeben, das waren jetzt alles nur Häppchen, sozusagen das Hors d’œuvre. Hoffen wir mal, dass das mehrgängige Menü nicht allzu lange auf sich warten lässt.

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Unterschrift

Kerstin Eitner
Redakteurin