Wegweiser

Christoph Dünhuber

„Für Ideen, die die Welt verändern, muss man Geduld haben.“
© Roderick AichingerChristoph Dünhuber© Roderick Aichinger

Kippen auf die Kippe – und nicht auf den Gehweg
Rauchen ist eine schlechte Idee, nicht nur für die Lunge, auch für die Umwelt. Denn zwei von drei Zigarettenstummeln werden achtlos weggeworfen und richten dort großen Schaden an: In den verbrauchten Filtern stecken Tausende schädliche Stoffe wie Schwermetalle und Mikroplastik, eine einzelne Kippe kann tausend Liter Wasser mit Nikotin verseuchen und so Tiere und Pflanzen schädigen. Sogar im Packeis der Arktis fanden Forscher Kippenpartikel, hierzulande finden sich die Überreste in jeder Straße. „Als ich vor zwei Jahren mit einem Freund durch meine Heimatstadt Erding spazierte und überall Zigarettenstummel sah, wusste ich: Da muss man was machen“, erzählt Christoph Dünhuber. Der 21-Jährige BWL-Student rechnet rasch vor: „In Deutschland werden 204 Millionen Zigaretten pro Tag geraucht. Wenn davon achtzig Prozent auf dem Boden landen, wären das rund 59 Milliarden Zigarettenfilter pro Jahr!“

Christoph Dünhuber treiben diese Zahlen bei seiner Suche nach einer Lösung an. Er entwickelte ein Pfandsystem: Pro Zigarette sollen Raucherinnen und Raucher zusätzlich Geld bezahlen, das sie zurückbekommen, wenn sie den Stummel wieder abgeben. Schnell fand Dünhuber Gleichgesinnte bei der Bürgerinitiative „Die Aufheber“. In Berlin, Wien und Erding tüfteln sie gemeinsam an seiner Idee für ein Kippenpfand. Seit 2019 steht ihr Konzept: Zwanzig Cent Pfand pro Filter, vier Euro pro Zigarettenpackung sollen erhoben werden. Raucher bekämen beim Zigarettenkauf einen Taschen­aschenbecher, den sie gefüllt im Kiosk oder am Automaten abgeben könnten, wie beim Flaschenpfand. Eine Petition, mit der die „Kippengegner“ sich an das Bundesumweltministerium wenden wollen, haben bereits fast 70.000 Menschen unterschrieben. Ein guter Zeitpunkt, denn bis 2021 muss Deutschland eine EU-Richtlinie umsetzen, die Tabakkonzerne für die Reduzierung des Kippenmülls in der Umwelt verantwortlich machen soll.

Dünhuber weiß, dass es schwierig wird, seine Vision umzusetzen: Bisher fehlen ihm und seinem Team die nötigen Daten über das Umweltproblem und finanzielle Mittel, um einen Pfandautomaten-Prototyp zu entwickeln. Doch der politische Druck auf die Tabaklobby steigt. Womöglich werden die Hersteller schon bald von der EU dazu verpflichtet, sich an den Kosten für Aufräum- und Sensibilisierungsaktionen beteiligen. Dünhuber glaubt, seine Idee könnte diese Strategie ergänzen. „Das Problem mit den Kippen ist zu groß, um es zu ignorieren“, ist er überzeugt. „Aber ich weiß auch, dass man für Ideen, die die Welt verändern, Geduld haben muss.“

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