Wegweiser

Diana und Andreas Rein

„Statt Schweine züchten wir jetzt Shiitake.“
Diana und Andreas Rein

Familie Rein setzt auf Edelpilze

Nur noch ihre Adresse zeugt von der Vergangenheit der Familie Rein: Viehweg 1. Auf ihrem Hof in Günterlinge, westlich von Freiburg, züchteten die Reins mehr als 25 Jahre lang Schweine. Bis Andreas und Diana Rein zu zweifeln begannen. Die Preise, die Politik, die Massentierhaltung. Sie hätten eine Millionensumme in weitere Ställe für mehr Tiere stecken müssen, damit sich das Geschäft noch lohnt. Das Paar entschied sich dagegen, verkaufte die siebzig Muttersauen und riss einen Großteil der Ställe ab.

An Edelpilze hatte Diana Rein schon länger gedacht. Sie fand heraus, dass Shiitake und Seitlinge oft aus Südeuropa oder gar China und Südkorea importiert werden. Regionale Angebote fand sie kaum. Warum also im Stall nicht Pilze züchten? Ehemann Andreas und Sohn Yannick waren erst skeptisch. Bis sie einen Pilzhof in Österreich besichtigten und sich dachten: Das schaffen wir auch.

Nun gleicht ihr letzter ehemaliger Schweinestall einem Hightech-Labor. Schiebetüren, Rohre und Kabel, viel Weiß, viel Metall. Anderthalb Jahre dauerte der Umbau und kostete so viel wie ein Wohnhaus. Die Reins lernten, wie man Pilze kultiviert. Auf Rollwagen liegen halbrunde Substrate, aus denen Shiitake sprießen, nebenan gedeihen Kräuterseitlinge und Austernpilze. Alle zwei Wochen liefert ein Hersteller das Substrat aus Sägespänen, Spelzen, Schrot, Elefantengras und Gesteinsmehl, alles bio. Im Inneren steckt die sogenannte Pilzbrut, eine Folie schützt vor Bakterien. Nach wenigen Tagen schlitzt Diana Rein die Hülle auf, damit der Pilz wächst. Nach einer Woche kann sie ernten, im Schnitt 200 Kilo. Vom Großmarkt halten die Reins sich fern. „Wir wollen die Preise selbst bestimmen“, sagt die Mutter. Bislang lebt die Familie gut vom Verkauf im Hofladen, auf Märkten und in Geschäften in der Nähe. Übrige Pilze werden zu Aufstrich, Bolognese und Pesto verarbeitet, die kompostierten Substrate düngen Felder im Umland.

Inzwischen stellt sich Routine ein. „Anfangs habe ich mich an den Messern geschnitten“, sagt Diana Rein. „Nun brauche ich kaum noch Pflaster.“

Diana und Andreas Rein