Wegweiser
Elias Bohun
Die Welt per Zug entdecken – ohne Buchungschaos
Urlaub in Hanoi, Delhi oder Bangkok? Die meisten würden diese Strecken einfach fliegen. Morgens einsteigen, abends oder am nächsten Tag auf der anderen Seite der Erdkugel wieder aussteigen. Elias Bohun machte es vor drei Jahren anders: Nach dem Abi wollte der heute 21-Jährige nach Vietnam – aber nicht schnell und klimaschädlich, sondern per Zug. Doch bis er alle Verbindungen zusammenhatte, musste Bohun monatelang recherchieren.
Die Fahrt kostete ihn 650 Euro, die Reise dauerte 16 Tage. „Die beste Erfahrung, die ich je gemacht habe“, sagt er. Sechs Länder durchquerte Bohun. Tags schaute er sich die Städte an, die Nächte verbrachte er im Schlafwagen. Er lernte Mitreisende kennen, während die Nadelwälder Russlands und die Wüste Gobi vorbeizogen. „So sollte Reisen sein, langsam und nah dran“, fand er und gründete 2020 mit seinem Vater das klimafreundliche Reisebüro „Traivelling“. Mehr als 10.000 Fernzug-Reiseanfragen erhielten sie bislang. Die Fahrten planten sie – gegen eine Gebühr von rund 15 Prozent – so mühsam wie Elias einst seinen Vietnam-Trip.
Denn während es für einen Flug weniger Klicks bedarf, müssen Zugreisende bisher jedes Land einzeln buchen. „Und wenn man Pech hat, muss man einen Tag auf den Anschluss warten“, erklärt Bohun, der Biologie und Umweltressourcenmanagement studiert. Zwar soll nun, auch auf Druck der Klima bewegung, das europäische Nachtzugnetz ausgebaut werden. „Doch ein Zug nach Barcelona pro Nacht macht noch lange keine Verkehrswende“, sagt er. Bisher werde die Bahn immer noch als nette Option und nicht als wirkliche Flugzeug- oder Autoalternative angesehen.
Nun hat Elias Bohun eine Online-Plattform gebaut, auf der man selbst Verbindungen finden und buchen kann. Für Fernreisen auch jenseits von Europa wäre er damit Vorreiter. Er kontaktierte Zuggesellschaften und kombinierte ihre Angebote länderübergreifend, im Januar soll das Ganze online gehen. Bohuns Traum ist ein leichter Zugang zu weltweiten Zugreisen, „damit die Menschen bei einer Italien-, Spanien- oder Vietnamreise nicht gleich ans Flugzeug denken – und das Abenteuer beginnt, sobald sie in den Zug steigen.“