Wegweiser

Georgios Tsakalidis

„In Münster haben wir noch Platz für Menschen in Not.“
Georgios Tsakalidis

Als Georgios Tsakalidis 2014 auf der griechischen Insel Lesbos zwischen den notdürftigen Zelten umherläuft, ist er geschockt. Er hatte dort Freunde besuchen wollen, nun sieht er fassungslos das Elend der Geflüchteten: die Enge, die hygienischen Bedingungen, die Hitze. Der 48-Jährige will helfen. Zurück in Deutschland gründet er die Initiative „Münster – Stadt der Zuflucht“. „Wir wollen Menschen für die Not der Geflüchteten sensibilisieren, zum Handeln anspornen.“ Das Ziel der Initiative: 370 Menschen, die bislang in griechischen Flüchtlingslagern leben, in Münster eine neue Heimat zu geben. „Das ist natürlich eine rein symbolische Zahl“, erklärt er. 370, das entspreche einer Person pro Jahr, seit 1648 in Münster der Westfälische Frieden geschlossen und damit der Dreißigjährige Krieg beendet wurde.

Tsakalidis stammt aus Griechenland, sein Vater kam als Gastarbeiter nach Deutschland und holte die Familie nach. Als Kind habe er erfahren, was es bedeute, von einem Elternteil getrennt zu sein und sich an einem fremden Ort integrieren zu müssen. Heute arbeitet er als Projektentwickler und sieht sich als „Mensch mit Migrationsvorgeschichte“. Der Begriff zeige, dass er seine Herkunft nicht hinter sich hertrage, sondern in der deutschen Gesellschaft angekommen sei: „Ich möchte die griechische Gastfreundschaft auf Deutschland ausweiten.“

Ende September haben er und seine Mitstreiter im Stadtrat eine Einwohnerfrage gestellt: Wie Münster nach dem Vorbild von Osnabrück und anderen Städten aus Seenot Gerettete aufnehmen könnte, wollten sie wissen. Mit einem Flashmob auf dem diesjährigen Katholikentag in ihrer Stadt machten sie darauf aufmerksam, dass nicht einmal jeder hundertste Münsteraner Geflüchteter ist. Es sei also noch Platz für Menschen in Not.
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