Wegweiser
Lu Yen Roloff
Nachbarschaftshilfe auf ökologische Art
Forderungen stellen kann jeder. Lu Yen Roloff vom Berliner Netzwerk Plan B will lieber „selber machen, praktisch arbeiten und dadurch etwas bewirken“, wie sie sagt. Zuletzt veranstaltete Plan B in der ganzen Stadt sogenannte Antragspartys. Der Staat fördert Solar-Balkonkraftwerke mit bis zu 500 Euro. Doch das Formular dafür sei dermaßen kompliziert, so Roloff, dass viele kapitulieren. Auf den Partys bekommen sie Hilfe. Da kämen dann auch Menschen, die mit Klimafragen erst einmal nichts am Hut haben, aber Strom und damit Geld sparen wollen. „Völlig in Ordnung“, findet Roloff. Denn: „Wenn in der ganzen Stadt Solarpaneele in der Sonne funkeln, dann ist Veränderung sichtbar, dann hat das eine Sogwirkung“, sagt sie.
Der spendenfinanzierte Verein Plan B versteht sich als Aktionsplattform und ist aus dem Berliner Klima-Volksentscheid hervorgegangen. Die Stadt schon 2030 klimaneutral machen zu wollen, scheiterte 2022 an der Wahlurne – nicht an Zustimmung, sondern weil zu wenige Menschen abstimmten. Heute besteht das Netzwerk unter anderem aus NGOs, Kiez-Initiativen und sozialen Genossenschaften.
„Wir haben vor der Wahl überlegt, etwas aufzubauen, damit die positive Energie nicht verpufft“, sagt Lu Yen Roloff. Als Soziologin interessiert sich die Pastorentochter für gesellschaftlichen Wandel. Sie arbeitete als Campaignerin bei Greenpeace, dann als Sprecherin von Extinction Rebellion, erlebte, wie aufreibend der Klimakampf sein kann. Zur Bundestagswahl trat sie als unabhängige Kandidatin in Potsdam an, im selben Wahlkreis wie Olaf Scholz. „Es kommt auf Einzelne an, die das tun, was in ihrer Macht steht“, sagt Roloff.
Als Nächstes möchte Plan B Nachbarschaftsgruppen aufbauen und Menschen zeigen, wie sie in ihrem Wohnblock oder Kiez aktiv werden können. „Erst geht man von Tür zu Tür, kommt ins Gespräch und lädt zu einem Treffen ein.“ Viele Fragen sind alltagsnah: Wie kann man Wasser und Energiekosten sparen? Wie lassen sich alle Fenster abdichten? Oder Hochbeete bauen, Bäume pflanzen, Gärten anlegen? Die ersten Gruppen haben sich schon gegründet.