Wegweiser

Marcel Yousef

„Tiere sind für viele ältere Menschen eine letzte Brücke in die Außenwelt.“
Marcel Yousef

Der Hund als treuer Freund, die Katze als anschmiegsamer Tröster, der Papagei als plappernder Mitbewohner – für viele ältere Menschen sind Haustiere die engsten Begleiter in einer immer kleiner werdenden Welt. Doch wenn die Senioren krank oder immobil werden und mit der Pflege überfordert sind, zerreißen diese Freundschaften. „Es kamen zuletzt immer mehr Tiere zum Tierschutzverein, weil ihre Besitzer die Versorgung ihrer Lieblinge nicht mehr leisten konnten“, sagt Marcel Yousef. Der Tierpfleger und seine Kollegen beobachteten, wie die menschlichen ebenso wie die tierischen Senioren unter dieser Trennung litten: „Die Tiere sind für viele ältere Menschen eine letzte Brücke in die Außenwelt.“ Er beschloss, Hilfe zu organisieren, damit beide zusammenbleiben können.

Wer den verschlungenen Straßen des Stuttgarter Westens bis an den Rand des Talkessels folgt, der findet am Waldrand den Tierschutzverein, seit 182 Jahren eine Institution in der Stadt. Von hier aus verbindet der 40-jährige Yousef seit 2014 mit der Initiative „Silberpfoten“ Tierschutz und Nachbarschaftshilfe. Wer es mit dem Hund nicht mehr vor die Tür schafft, dem vermittelt der Verein Helfer zum Gassigehen. Wer das Haus nicht mehr verlassen kann, dessen Katze bringen die Silberpfoten zum Tierarzt und kaufen Futter.

Über die Jahre hat Yousef, der einzige Hauptamtliche im Projekt, ein Netzwerk von mehr als 1400 Freiwilligen aufgebaut. Mit deren Hilfe schafft er es, rund 120 Klienten zu betreuen. Sechs bis sieben Tage pro Woche arbeitet Yousef für dieses Ziel. „Ich wollte immer eine Lebensaufgabe, jetzt habe ich sie gefunden“, sagt er und strahlt über das ganze Gesicht. „Helfen ist geil.“ Er, der früher als IT-Systemelektroniker arbeitete und erst über Umwege zum Tierschutz fand, wünscht sich, dass das Projekt in die Gesellschaft wirkt. „Es ist nicht schlimm, älter zu werden und nicht mehr stark genug zu sein – wenn man Hilfe bekommt und gelernt hat, sie anzunehmen“, sagt Yousef. Sein nächstes Ziel ist es, diese Botschaft über Stuttgart hinaus bekannt zu machen und tierische und menschliche Senioren auch in anderen Städten zu unterstützen. 

Marcel Yousef