Wegweiser
Milan Bergheim
Mehr Moor nach Maß
Als Milan Bergheim ein Thema für seine Masterarbeit an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee suchte, wurde er im Moor fündig. „Ich fand spannend, dass wir Moore lange Zeit als Unorte gesehen haben – nass, kalt und mystisch“, sagt der Produktdesigner. Dabei sind sie ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sie filtern und speichern Wasser und binden Kohlenstoff. „Mit der Trockenlegung haben wir Mist gebaut, nun müssen wir sie rückgängig machen“, sagt der 35-jährige Berliner. Er holte sich das Know-how von Moorforschern und Ingenieurinnen und entwickelte ein Gerät, mit dem sich potenzielle Moorflächen einfacher vermessen lassen. Aus seiner Idee machte er ein Startup: Rewet – also „Wiedervernässen“.
Hierzulande sind 94 Prozent der Moore entwässert, hauptsächlich, um Landund Forstwirtschaft zu betreiben und um Torf zu stechen. Austrocknende Moore setzen jährlich fast sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen frei.
Um Moore zu renaturieren, müssen vor allem Landbesitzer überzeugt werden. Ein weiteres Problem: „Es gibt zu wenige Planungsbüros“, sagt Bergheim, und die Datenerhebung sei aufwendig. Wichtig ist es zum Beispiel zu wissen, wie hoch der Grundwasserspiegel ist – denn es sollen weder Wälder noch Keller überflutet werden. Hier setzt seine Idee an: Sein Gerät, das an einen Spaten erinnert und an dessen Stiel ein Smartphone klemmt, ermittelt per GPS-Sensor zentimetergenau Geländehöhen, Wasserstände, die Torfdecke und anhand von Fotos auch die Vegetation. Danach überträgt es die Daten gebündelt in ein digitales Modell – das geht viel schneller, als alles selbst zusammenzutragen.
„Manchmal kommt es mir vor, als würde ich allein ein Haus bauen“, sagt Bergheim, der sich bei Förderprogrammen und auf Agrarplattformen mit anderen Startups austauscht. Und sein Studium? Hat Bergheim mit der Note 1,0 abgeschlossen. Jetzt hofft er, dass Rewet genau so erfolgreich wird.