Wegweiser

Sabine & Alexander Prenzel

„Wir schenken alten Baustoffen ein neues Leben.“
© Philipp MeuserSabine & Alexander Prenzel© Philipp Meuser

Schatz statt Schutt

Wenn die Prenzels gerufen werden, geht es um alte Bauernhäuser, Fachwerk, Kirchen, Scheunen oder Ställe – alles reif für den Abriss. Sabine und Alexander Prenzel könnten kurzen Prozess mit dem Bagger machen und den Schutt zur Deponie fahren. Danach würde das Material allerdings meist nur noch für den Straßenbau verwendet.

Stattdessen tragen die Eheleute mit ihrem Team die Gebäude Stein für Stein, Balken für Balken ab – in mühsamer Handarbeit. „Sechzig Prozent können wir wiederverwenden“, sagt Sabine Prenzel, gelernte Betriebswirtin. Zusammen mit ihrem Mann leitet die 52-Jährige die Firma „Historische Baustoffe“ in Rethem in der Lüneburger Heide. Sie kümmert sich um die Geschäftsführung, er um die Abrissarbeiten. Durch Zufall gelangte der Maschinenbauingenieur vor zehn Jahren an ein Lager mit alten Baustoffen, die er verkaufte. Danach wurde er gefragt, ob er ein altes Dach abdecken könnte, weitere Aufträge folgten. Er machte sich selbstständig, seine Frau stieg mit ein.

Alles, was nach den Fünfzigerjahren erbaut wurde, interessiert die beiden nicht, alles davor ist für sie spannend. „Das liegt am Mörtel“, erklärt Alexander Prenzel. Früher verband man Steine mit Kalkmörtel, der sich leicht abtragen lässt. Zementmörtel, wie man ihn seitdem verwendet, sei „ein richtiger Spielverderber, weil man den nicht abbekommt, da kann man den Stein nur noch kaputtkloppen“, sagt seine Frau.

Zuerst sind die Ziegel dran. „Auf alten Kirchen finden wir zum Beispiel noch handgestrichene Biberschwanzziegel“, sagt Alexander Prenzel. Dann geht es an den Dachstuhl. „Meistens sind das dicke Eichenbalken, hundert, zweihundert Jahre alt“, sagt der 53-Jährige. Das Material sowie Fenster, Türen, Klinken und Steine werden gereinigt und verkauft.

Alexander Prenzel findet, dass Architektinnen und Bauherren die Wiederverwertung mitdenken müssen, um Neubauten ökologischer zu machen. „Wir sind nur ein ganz kleines Licht. Aber ein Anfang ist ein Anfang“, sagt Sabine Prenzel.

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