Wegweiser

Stefanie Laab

"Jede gerettete Henne ist eine Zeugin."
Stefanie Laab

Ein Leben nach der Legehölle

Eine Legehenne legt beinahe jeden Tag ein Ei. Dafür wurde sie gezüchtet, dafür bekommt sie Kraftfutter. Bis zu anderthalb Jahren hält ein Huhn dieses Tempo durch, danach gilt es als unwirtschaftlich und wird getötet. Bio-Hennen haben es etwas besser, ihr Leben währt aber meist auch nicht länger.

Fast sechzig Prozent der 44 Millionen Legehennen in Deutschland verbringen ihr Leben in großen Hallen in Bodenhaltung, bei der bis zu neun Hühner pro Quadratmeter erlaubt sind. "Sie haben nie das Tageslicht gesehen, nie in echter Erde gescharrt, sind verletzt und ausgezehrt", sagt Stefanie Laab vom Verein "Rettet das Huhn", der pro Jahr rund 12.000 Hennen vor der Schlachtung bewahrt.

Dafür arbeiten die 49-jährige Grundschullehrerin aus Wolfsburg und etwa vier Dutzend Ehrenamtliche bundesweit mit Höfen zusammen, die ihnen die Hennen kostenlos überlassen. Zuerst sucht der Verein aufnahmebereite Menschen mit Platz. "Wir lassen uns Fotos von Garten und Stall schicken und überprüfen das", sagt Laab. Dann holen die Ehrenamtlichen die Tiere ab. Viele müssen erst zum Tierarzt, bezahlt mit Spendengeldern. Dann bringt der Verein die Hennen in ihr neues Zuhause und erklärt die artgerechte Haltung.

"Oft weinen die Menschen, wenn sie den grausigen Zustand der Hennen das erste Mal sehen", sagt Laab. Ihr ging es genauso. Zwanzig Hennen beherbergt sie selbst. Wenn ein Huhn das erste Mal die Sonne spürt, nimmt es sofort ein Sandbad, erzählt Laab begeistert. Nach und nach werden die Hennen zutraulich, erkunden das Gelände und genießen das Leben.

Stefanie Laab weiß, dass die Rettung von ein paar tausend Hühnern das Problem nicht löst. Darum macht sie auf die Zustände in den Ställen aufmerksam. "Jede Henne ist Zeugin und Opfer der Quälerei", sagt Laab, die vegan lebt und die Eier ihrer Hühner an der Schule verschenkt. Die Menschen sehen die Tiere in den Gärten und erzählen davon, Kinder sprechen in der Klasse darüber. Politiker und das Fernsehen kommen vorbei. Nach jedem Bericht melden sich Adoptionswillige bei "Rettet das Huhn", 2022 waren es 7000.

Stefanie Laab will so dazu beitragen, dass es Massentierhaltung irgendwann nicht mehr gibt. Bis dahin rettet sie nun auch Schweine und Kühe.

Stefanie Laab