Wegweiser
Susanne Wangert
Mehr Artenvielfalt in den Pachtvertrag
Bunte Wiesen statt einheitsgrüner Flächen, kleinteiliges Ackerland statt totgedüngter Steppen, das wünschen sich viele – doch wie erreicht man das? Susanne Wangert und ihr Team appellieren an die Grundbesitzer. „Äcker und Weiden naturschonend zu bestellen, trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei“, sagt die Agrarwissenschaftlerin. „Und wie sie genutzt werden, darüber entscheiden nicht allein die Landwirte.“ Sechzig Prozent der bewirtschafteten Fläche in Deutschland gehören nicht den Bauern, sondern Kirchen, Gemeinden, Stiftungen und Privatleuten. Sie alle können verhindern, dass ihr Boden zur Pestizidwüste wird.
„Oft merken die Landwirte selbst als Erste, dass die Vielfalt verloren geht“, sagt Wangert. Insekten werden rar, die Zahl der Agrarvögel sank in den letzten dreißig Jahren um ein Drittel. Doch Bauern stehen unter wirtschaftlichem Druck und sehen oft keine Alternativen – da will Wangert helfen. „Die Landwirte brauchen das Land. Und das Land braucht die Landwirte“, sagt die 31-Jährige. Schließlich hat die kleinteilige Kulturlandschaft mit ihren Hecken, Wiesen und Weiden einst zahllose Lebensräume geschaffen und eine enorme Artenvielfalt ermöglicht – die nun durch Pestizide und Monokulturen gefährdet ist.
„Fairpachten“ hilft, Verträge so zu gestalten, dass sie die Vielfalt auf dem Acker fördern. Das Projekt wurde 2018 von der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe gestartet. Susanne Wangert berät interessierte Verpächter in Berlin und Brandenburg, vier Kollegen arbeiten bundesweit. Die Empfehlungen reichen von veränderten Fruchtfolgen über geförderte Blühstreifenprogramme bis zu Maßnahmen für einzelne Flächen. Mal reiche es, später im Jahr zu mähen, um Wiesenvögeln mehr Zeit für die Brut zu lassen. Mal könne die ertragsarme Kuhle im Acker zum Feuchtbiotop werden. „Das wichtigste Mittel der Landbesitzer, um die Biodiversität zu schützen, ist das persönliche Gespräch mit dem Pächter“, sagt Wangert. „Unsere Beratung hilft dabei, dass diese Gespräche konstruktiv verlaufen.“