Wegweiser
Tobias Hoßfeld
Klima-Update für Computernerds
Normalerweise wird an der Uni Würzburg Informatik gelehrt, mit allem, was dazugehört: künstliche Intelligenz, Programmiersprachen, Vernetzung, Softwareentwicklung. Dem akademischen Nachwuchs reicht das heute nicht mehr. Abiturienten und Abiturientinnen erkundigten sich, wie man das Wissen zur Bekämpfung der Klimakrise einsetzen kann.
Professor Tobias Hoßfeld, selbst Vegetarier, Radfahrer und Seltenflieger, sieht darin eine Chance: „Zur Nachhaltigkeit kann unser Fachbereich etwas beitragen.“ Der 44-Jährige gründete mit Kolleginnen und Kollegen den neuen Studiengang „Informatik und Nachhaltigkeit“. 35 Studierende schrieben sich diesen Winter dafür ein.
Zunächst wollen sie Hard- und Software selbst umweltfreundlicher machen, etwa durch langlebigere Geräte oder energiesparende Programme. Denn: Wäre das Internet ein Land, wäre es nach China und den USA der größte Stromverbraucher. „Würden wir es etwa schaffen, schnellere Algorithmen zu programmieren, bräuchte man viel weniger Server“, sagt Hoßfeld, nun Koordinator des Studiengangs.
Außerdem lernen die Informatikstudierenden Grundlagen der Biologie, Geografie und Klimatologie. „Damit sie verstehen, wie und woran in anderen Fächern geforscht wird“, sagt Hoßfeld. Dafür gibt es spezielle Vorlesungen in den anderen Fächern, um zu vermitteln, wo die Informatik anknüpfen kann. In Praktika sollen die Studis dann die fächerübergreifende Zusammenarbeit üben und Software entwickeln – etwa um Drohnenaufnahmen der Erdoberfläche geologisch zu analysieren oder Fotos von Bienenschwärmen auszuwerten. Allein für die pure Menge an Messdaten zum Beispiel in der Klimaforschung sind spezielle Programme nötig.
Hoßfelds Studierende halten derzeit ihre ersten Vorträge über Recycling, Mobilität, Energiesysteme und Kreislaufwirtschaft. „Der Nachhaltigkeitsgedanke ist in die Köpfe gepflanzt“, sagt Tobias Hoßfeld, „und bald werden die Studis mit ihren Algorithmen die Welt rocken.“