Wegweiser
Veronika Zucker & Martin Möhler
Klimaschutz gehört zum guten Ton
Pompöse Konzertpaläste, Orchester auf Welttourneen– Klimaschutz und Klassikwelt scheinen kaum zu harmonieren. Das „Orchester des Wandels“ möchte das ändern: Musikerinnen und Musiker behandeln kreativ Themen wie Umweltschutz und Klimakrise. Sie laden zu Waldspaziergängen mit Picknickkonzerten ein, untermalen Vorträge über Luftqualität mit Melodien von Schubert und veranstalten „Klimakonzerte“ wie zuletzt im alten Berliner Heizkraftwerk Mitte, wo sie zur Musik des australischen Komponisten Ashley Irwin Filmaufnahmen bedrohter Gletscher zeigten.
Von der Staatskapelle Berlin 2020 angestoßen, haben Musikschaffende aus ganz Deutschland die Initiative gegründet, mittlerweile machen 35 Ensembles und Orchester mit. Mit Fachleuten haben die Mitglieder zwei Leitfäden für nachhaltigere Konzerte und umweltbewusstes Touren entwickelt. Einige Ideen daraus: nur fliegen, wenn unbedingt nötig, dafür länger bleiben und sperrige Instrumente vor Ort leihen. Da für Streicher zum Beispiel teilweise bedrohte tropische Hölzer geschlagen werden, betreibt die Initiative ein Aufforstungsprojekt im Masoala-Nationalpark in Madagaskar.
Cellistin Veronika Zucker und Bassklarinettist Martin Möhler von der Staatsphilharmonie Nürnberg haben erreicht, dass auch ihr Orchester mitmacht. „In der Coronazeit fingen wir an, die Kultur nachhaltiger zu gestalten“, sagt die 44-Jährige, die aus einer Bauernfamilie stammt. „Wir wollen die Menschen emotional erreichen“, sagt Martin Möhler, „statt uns nur auf Faktenvermittlung zu verlassen.“ Der 33-Jährige hatte seinen Schlüsselmoment, als er die Primatenforscherin Jane Goodall traf.
Zuerst hat die Staatsphilharmonie ihren CO2-Ausstoß bilanzieren lassen. Was sich noch nicht vermeiden lässt – 166 Tonnen CO2 jährlich – kompensieren die Orchestermitglieder aus eigener Tasche und über einen Förderverein. Im Nürnberger Opernhaus wird nun der Müll konsequenter getrennt, effizienter geheizt und auf LED-Beleuchtung umgestellt. Martin Möhler merkt, dass sich zunehmend Menschen in der klassischen Musik für Umweltfragen interessieren. „Ich hoffe, dass sich uns noch mehr anschließen.“