Wegweiser
Wolfgang Egg
Wiederbelebung der Weiher
Als Wolfgang Egg nach Landeck im Tiroler Oberinntal gezogen war, fiel ihm auf, wie wenig es in seiner neuen Heimat regnet – inneralpines Trockenklima. Bei Wanderungen mit seiner Frau entdeckte der 72-Jährige kleine Weiher, viele davon zugewachsen mit Sträuchern und Bäumen. Egg recherchierte: Es sind sogenannte Piezen, künstlich angelegt, Bauern nutzten sie früher für die Bewässerung ihrer Felder.
Seit den Achtzigerjahren hat sich der pensionierte Hauptschullehrer für Deutsch und Kunst ganz der Pflege dieser alten Kulturlandschaft verschrieben. „Wir wollen Leute darauf aufmerksam machen, wie wertvoll Wasser ist“, sagt Egg, der auch bei den Grünen aktiv ist. Den Anfang machten er und seine Mitstreitenden mit Studien und Öffentlichkeitsarbeit. Im Europäischen Jahr des Naturschutzes 1995 renaturierten sie die ersten zwölf Piezen – und retteten sie vor Versandung und Austrocknung. Mit Bagger und Muskelkraft. „Wir haben geschuftet und geschwitzt wie die Wilden“, erinnert sich Egg. Bis heute entfernen sie regelmäßig Schlick, Blätter und Nadeln aus dem Wasser, stutzen Sträucher und fällen Bäume am Ufer, die zu viel Schatten geben.
Mittlerweile haben sich wieder mehr Tiere und Pflanzen um die Piezen angesiedelt, darunter 35 verschiedene Libellenarten, etwa Bileks Azurjungfer, eine der seltensten Kleinlibellen Mitteleuropas. Egg nennt sie den Pandabären von Nordtirol. „Erstaunlich, wie sich die Artenvielfalt jedes Jahr etwas mehr erholt“, sagt er.
Finanziert werden diese inzwischen vier großen „WasserWeltTramsProjekte“ von der Landesregierung. Wolfgang Egg möchte die Piezen schützen, so lange er kann. Freunde von ihm überlegen, Schafe anzuschaffen, um steile Wiesen rund um die Weiher zu pflegen. „Ich wünsche mir, dass die Menschen die Landschaft als Naherholungsgebiet entdecken und sie selbst erforschen“, sagt Egg. Eine größere Pieze, der Tramser Weiher, wurde bereits zu einem Naturbadeteich umfunktioniert. Kein Zaun, kein Bademeister, kein Chlor – wunderschön sei es dort.