Wegweiser
Yara & Sina Marchioni
Ein Zuhause für Schmus- und scheue Tiger
Denkt man an Streunerkatzen in großer Zahl, kommen einem vielleicht Bilder aus Rumänien, Griechenland oder Spanien in den Sinn. Man denkt wohl eher nicht an Orte wie Lahr im Schwarzwald mit seinem historischen Kern und akkuraten Weinbergen ringsum. Und doch: Auf dem „Galgenberg“ im Süden der Stadt streunten zeitweise Hunderte ausgesetzte, halbwilde Katzen.
„Zuerst wollten wir nur mit ihnen spielen“, sagt die 18-jährige Sina. Ihre Oma hatte ihnen von dem verwahrlosten Grundstück erzählt. Der Besitzer hatte lange aufgehört, sich um den Garten zu kümmern. Immer mehr Streuner fanden zwischen verfallenen Hütten und dichtem Gebüsch ein Zuhause. Als die Mädchen 2013 das Grundstück besuchten, fanden sie die vielen Tiere vor. „Wir brachten ihnen regelmäßig Futter und gewannen so ihr Vertrauen“, erzählt Sina, und ihre 13-jährige Schwester Yara ergänzt: „Bei manchen hat es Wochen gedauert, bei manchen Monate oder sogar Jahre.“ Seitdem geben die beiden ihr Taschengeld für Katzenfutter statt für Klamotten aus.
Weil viele der Katzen krank waren und die meisten weder kastriert noch geimpft, begannen die Schwestern mit ein paar Freiwilligen, die scheuen Tiere nach und nach ins Tierheim zu bringen und dort behandeln zu lassen. Die zahmeren Katzen konnten sie danach vermitteln.
Übrig blieben die menschenscheuen Tiere, die sich nicht als Schmusetiger eignen. Sina und Yara beschlossen, für sie einen „Katzengarten“ auf dem Galgenberg aufzubauen, in dem die Tiere gut versorgt sind und frei leben können. „Wir finden, dass jede Katze das Recht auf ein schönes Leben hat, auch die scheuen“, sagt Sina.
2020 konnten sie das Grundstück mit Spendengeldern kaufen, die sie über Facebook eingesammelt hatten. Ein Jahr später gewannen sie den Deutschen Tierschutzpreis. Das Preisgeld ermöglicht neue Pläne: eine Quarantänestation, einen Zaun und weitere Hütten. „Wir wollen Tieren helfen, die sonst keine Chancen haben“, sagt Sina, „das macht uns glücklich.“