Wegweiser

Yue Zhao

„Ich will Dinge, die Menschen dringend brauchen, nachhaltig gestalten.“
© Hanna LenzYue Zhao© Hanna Lenz

Plastikfreie Gewissheit
Ein winziger Farbstrich auf einem unscheinbaren Teststreifen kann das Leben für immer verändern: ein positiver Schwangerschaftstest. Es ist ein Gebrauchsgegenstand, frei verkäuflich in Apotheken und Drogerien, mit dem Potenzial, das Leben auf den Kopf zu stellen. Und ein Produkt, das ein Problem hat.

„Als meine Mitbewohnerin eines Tages vermutete, schwanger zu sein, bin ich mit ihr in die Drogerie gegangen, um einen Test zu kaufen“, erzählt die Designerin Yue Zhao. Dabei habe sie festgestellt, dass die Teststreifen in Plastik eingefasst sind. Zhao, die an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel Medical Design im Master studiert, sah darin eine Herausforderung. „Jedes Jahr kaufen Hunderttausende Frauen in Deutschland Schwangerschaftstests. Um sicherzugehen, dass das Ergebnis stimmt, testen viele nicht nur einmal, sondern mehrmals. Dabei entsteht viel Plastikmüll“, sagt die 30-Jährige.

Zhao fragte sich, wie sie den Kunststoff ersetzen könne. Eine Holzhülle verwarf sie schnell – zu aufwendig und zu wenig nachhaltig. Pappe war zu starr, Bioplastik zu weich. Am Ende entschied sich Zhao für dickes, recyceltes Papier, das sie in einer Heißpresse in die richtige Form brachte. So entwickelte sie innerhalb weniger Wochen den ersten vollständig plastikfreien Papier-Schwangerschaftstest.

Mit diesem Entwurf gewann Yue Zhao 2020 den Ecodesign Nachwuchspreis, der vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt ausgelobt wird. „Design für Medizinprodukte fasziniert mich, weil es so nah am Menschen ist“, sagt sie. Nach ihrer Ausbildung in Industriedesign an Universitäten in Wuxi und in Zhengzhou in China hat Zhao sich für den Master in Kiel entschieden, der ein besonderes Augenmerk auf grünes Design legt. „Ich will nicht nur Konsumartikel entwerfen, sondern Dinge, die Menschen dringend brauchen, nachhaltig gestalten.“

Der Papier-Test ist bisher ein Prototyp. Zhao möchte nun Hersteller für eine Massenproduktion gewinnen. „Der Test ist einfach herzustellen und vermutlich kaum teurer als die Kunststoffalternative“, sagt Zhao. Das vermeidet Plastikmüll und könne, so Zhao, gerade in einer Zeit, in der medizinische Produkte immer alltäglicher werden, weitere Ideen beflügeln.

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